Polarlichter fotografieren in 7 einfachen Schritten – Aurora Borealis

Diese einfache 7-Punkte-Anleitung zum Polarlichter fotografieren eignet sich hervorragend für Anfänger. Damit gelingen auch dir atemberaubende Aurora Borealis Bilder – garantiert! Du benötigst hierfür lediglich eine manuell einstellbare Kamera. Mit den meisten modernen Kameras kannst du tolle Ergebnisse erzielen, vorausgesetzt du folgst diesen sieben Schritten.

Polarlichter fotografieren Aurora Borealis
Aurora Borealis (@Visit Greenland Pexels)

Nordlichter finden – Reiseplanung

Drei Faktoren sind wichtig, wenn du ein Nordlicht (lat. Aurora Borealis) sehen möchtest: Dunkelheit, ein klarer Himmel und eine hohe Nordlichtaktivität. Ein wenig Hartnäckigkeit und Glück sind ebenfalls hilfreich.

Wo und wann Nordlichter auftreten

In Island, Finnland, Norwegen, Alaska und Nordkanada können die meisten Nordlichter beobachtet werden – ausser im Sommer natürlich. Die beste Zeit für die Lichter ist ortsabhängig, aber generell stehen die Chancen zwischen September und März gut. Du solltest dir allerdings etwas Zeit nehmen. Wenn du Polarlichter fotografieren willst, brauchst du Geduld!

Übrigens: Die Aurora borealis wird Nordlicht oder ganz allgemein auch Polarlicht genannt. Das gilt aber nur auf der Nordhalbkugel. Polarlichter gibt es auch auf der Südhalbkugel, dort nennt man sie jedoch Aurora australis!

Dunkler Himmel

Dunkelheit ist unerlässlich, wenn du Polarlichter fotografieren willst. Im Winter sollte das jedoch kein Problem sein. Bei zu viel Umgebungslicht haben die Polarlichter weniger Kontrast zum schwarzen Nachthimmel. In einem anderen Artikel zum Thema Astrofotografie und Nachthimmel geben wir dir weitere Tipps zur Lichtverschmutzung und auch dazu, wie du Störfaktoren gezielt einbauen kannst.

Gute Sichtverhältnisse

Dieser Faktor ist vermutlich der am wenigsten berechenbare, das Wetter lässt sich eben nicht beeinflussen. Du kannst nur hoffen, dass die Wolken wegbleiben!

Hohe Aurora-Aktivität

Die Aurora-Aktivität lässt sich auf einer Skala von 0 bis 9 messen. Aber auch wenn nur Stufe 2 oder 3 vorhergesagt wird, bloss nicht verzweifeln! Auch bei niedriger Aktivität lassen sich tolle Lichtspiele beobachten.

Wer noch nie Polarlichter gesehen hat, kann es anfangs schwer haben, schwache Auroras von den Wolken zu unterscheiden. Um sicherzugehen, schiesst du am besten ein Foto – ist es grünlich gefärbt, ist es eine Aurora. Ist es weiss, sind es bloss Wolken. Wenn das Polarlicht so schwach ist, wird es auf Fotos besser aussehen als in echt. Davon solltest du dich aber nicht entmutigen lassen – wenn du es auf Fotos siehst, bedeutet das, dass es aktiv ist und jederzeit stärker werden kann. Etwas länger zu warten könnte sich also durchaus lohnen. In der einen Nacht haben wir sehr lange gewartet, ohne dass es besser wurde. Aber in der nächsten hat es dann geklappt! Ein beträchtlicher Teil ist also wirklich Glücksache.

Aurora Borealis Forecaast: Vorhersage Websites

Es gibt eine Menge verschiedene Websites, auf denen du Vorhersagen für Aurora-Aktivitäten für verschiedene Gebiete weltweit abrufen kannst.

Aurora Forecast
Websites, mit welchen du Auroras finden oder vorhersagen kannst.

Tipp: Erkundige dich im Hotel nach den Aurora-Prognoseseiten für deine Gegend. Behalte die Wettervorhersage und die Radarinformationen im Auge und richte dich danach. Möglicherweise ist es bei dir bewölkt, eine halbe Stunde Fahrt entfernt jedoch völlig klar.

Für Island haben wir diese Website benutzt und sie jeden Abend fast stündlich überprüft – sie war äusserst genau. Hier noch eine allgemeine, globale Aurora-Prognosewebsite. Und die hier ist mehr auf europäische Standorte ausgerichtet.

Polarlichter fotografieren: Die Kameraausrüstung

  • Eine Kamera mit manuellem Modus – am besten eine Vollformat DSLR.
  • Ein robustes, hochwertiges Stativ.
  • Vorzugsweise ein Weitwinkelobjektiv mit schneller Blende (f2.8 oder max. f4).
  • Einen oder zwei Ersatz Akkus (Akkus sind bei Kälte schneller leer, du nimmst sie also am besten in die Tasche, da ist es wärmer) und Speicherkarten, die nicht kälteempfindlich sind.
Polarlichter fotografieren Hundeschlitten
Im Norden wird es kalt, pack dich also gut ein! (@t_lipke unsplash)

Kameraeinstellungen für Polarlichter

Schritt 1: Auf manuell schalten

  • Stelle die Kamera in den manuellen Modus.
  • Stelle auch das Objektiv auf manuell – Autofokus abstellen, wir wollen manuell fokussieren.
  • Schalte die Bildstabilisierung aus (Knopf meist neben „Manual“ am Objektiv).
  • Blitz ausschalten!
Polarlichter fotografieren manueller Modus
Manueller Modus (Shutterstock)

Warum muss ich die Einstellungen manuell machen?

Die automatischen Einstellungen sind bei Tageslicht großartig, wenn die Kamera ihre Umgebung erfassen und messen kann. Aber Kameras sehen nicht im Dunkeln, und so ist die Automatik bei Nordlicht-Bedingungen nutzlos. Wenn das Objektiv auf Automatik steht, wird es beim Versuch, den Fokus im Dunkeln zu finden, kontinuierlich rein- und rauszoomen. Ausserdem wird sich der Blitz einschalten wollen, um den Bereich erfassen zu können. Der Blitz ist jedoch nur ein greller „Lichtverschmutzer“ – Polarlichter fotografieren kannst du damit bestimmt nicht. Zudem blendest du alle um dich herum, was ziemlich uncool ist. Deswegen: Blitz unbedingt ausschalten!

Schritt 2: ISO-Einstellung

Die ISO steuert die Lichtempfindlichkeit deines „Films“. Einige erinnern sich vielleicht an die Zeit vor der Digitalisierung, in der man verschiedene ISO-Filme für verschiedene Anlässe brauchte. ISO 100 oder niedriger fürs Fotografieren an sonnigen Tagen und ISO 200-400 für bewölkte Tage. Heute braucht es dafür nur noch die ISO-Taste. Je höher der ISO-Wert, desto weniger Licht benötigst du, um das Bild zu „entwickeln“. Aber Vorsicht, eine höhere ISO führt zu geringerer Qualität! Die meisten modernen Kameras kommen gut mit ISO 1600 (oder höher) zurecht, ohne dass die Qualität leidet. Ältere Modelle hingegen können körnige Fotos bei ISO über 400/800 erzeugen.

Schritt 3: Die Blende (f-stop / f-Wert)

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Die Blende oder Blendenzahl (f-2,8, f-4, f-5,6 usw.) an deiner Kamera zeigt an, wie weit dein Objektiv geöffnet ist – also die Größe der Öffnung, die Licht durch das Objektiv lässt. Das kannst du durch Einstellen der Blendenzahl kontrollieren. Etwas verwirrend ist, je niedriger der f-Wert, desto größer die Öffnung. Für die Nordlichtfotografie wollen wir die grösstmögliche Öffnung (die niedrigste Blendenzahl), die auf unserer Kamera überhaupt möglich ist. Wir empfehlen Blende 2.8 oder wenn es geht auch weniger. Denn: Je mehr Licht dein Objektiv aufnehmen kann, desto kürzer kannst du die Verschlusszeit einstellen. So wird das Foto schneller aufgenommen und enthält mehr Details (weil sich Nordlichter ja ständig bewegen). Genau dieselben Regeln gelten übrigens, wenn du die Milchstrasse fotografieren möchtest.

Schritt 4: Verschlusszeit

Die Verschlusszeit oder Belichtungszeit ist die Zeit, in der das Objektiv geöffnet ist und Licht absorbiert. Du musst die Verschlusszeit anpassen, wenn sich die Intensität des Nordlichts verändert. Versuch es zu beginn mal mit 20 Sekunden.

Zum Beispiel

  • Weiches Licht = 15-30 Sek. Verschlusszeit.
  • Starkes Licht = 1-6 Sek. Verschlusszeit.

Schritt 5: Benutze ein Stativ

Den Atem anzuhalten und ruhig zu stehen, wird nicht ausreichen. Vielleicht machst du 30 Sekunden lang ein Foto, das ist eine halbe Minute. Vielleicht wird es sogar windig. Fazit: Du wirst dich während dem Fotografieren bewegen und dein Foto wird verschwommen, wenn du kein Stativ benützt. Es kann ganz klein und einfach sein, aber es darf kein lebender, atmender, menschlicher Körper sein. Kennst du die Reziprokenregel? Mit ihr kannst du ganz einfach berechnen, bis zu welcher Verschlusszeit du aus der Hand fotografieren kannst.

Polarlichter mit Stativ fotografieren
Ein Stativ ist absolute Pflicht, wenn du Nordlichter fotografierst (@pixabay)

Schritt 6: Zoom und Fokus

Zoome ganz raus auf deinem Objektiv, also auf die niedrigste Millimeterzahl.

  • Wenn du eines hast, stelle den Fokus auf das Unendlich-Symbol (∞).
  • Stell den Fokus schon bei Tageslicht ein.
  • Zoome auf einen Stern oder den Mond, stell den Fokus und zoome wieder raus.

„Aber meine Kamera hat einen Autofokus!“

Nicht im Dunkeln. Lerne, wie du manuell fokussierst. Wenn du die Unendlich-Option (∞) hast, großartig. Aber teste es besser vorher! Es kann sein, dass sie nicht ganz genau ist. Im Idealfall stellst du den Fokus bei Tageslicht ein und merkst ihn dir. Oder du markierst ihn am Objektivrand, z.B. mit Klebeband, Marker, Tipp-Ex etc. Und immer ganz herauszoomen, die Nordlichter sind gross und wir wollen so viel wie möglich davon einfangen.

Schritt 7: Benutze einen Fernauslöser

  • Benutze eine Fernbedienung oder
  • den 2 Sekunden Selbstauslöser oder
  • eine App.

Vorhin haben wir über das Problem gesprochen, ein lebender, atmender, menschlicher Körper zu sein. Jedes Mal, wenn du deine Kamera berührst, wird sie erschüttert, was zu unscharfen Fotos führen kann. Genau das passiert auch, wenn du den Auslöser drückst. Die Fernbedienung ist sicher die beste Variante. Der 2 Sekunden Selbstauslöser ist auch nicht schlecht. Einige Kameras haben auch Apps dafür.

Ersatzbatterien?

Die sind normalerweise nicht erforderlich für eine 3-4-stündige Jagd nach Polarlichtern. Aber wenn du eine App verwendest, brauchst du möglicherweise 1-2 Ersatzbatterien.

Praktische Tipps fürs Fotografieren von Polarlichtern

  1. Geh raus und suche selbst nach Auroras. Bleib nicht im Bett und hoffe, dass das Hotelpersonal dich rechtzeitig aufweckt. Manchmal dauern Auroras mehrere Minuten, manchmal nur wenige Sekunden.
  2. Halte deine Kameraausrüstung bereit und stelle sie vorab ein. Wenn du nur eine Chance hast, willst du nicht noch erst mit den Kameraeinstellungen rumspielen. Lass deine Kamera lieber in Ruhe und geniesse das Spektakel, wenn du nicht bereit bist. Falls die Show länger dauert, kannst du immer noch versuchen die Kamera einzustellen. Aber verpasse nicht alles, nur weil du die Polarlichter fotografieren willst.
  3. Wenn du ein Auto hast und die Chancen auf hohe Aurora-Aktivitäten hoch sind, solltest du eine Fahrt zu einem schönen Ort in Betracht ziehen. Deine Nordlichtbilder werden so viel schöner aussehen, wenn sich im Vordergrund ein schöner See, ein Wald, ein Berg oder ein Wasserfall befindet.
Nordlichter fotografieren am See
Finde einen besonderen Ort! (@bawa unsplash)

Packliste fürs Polarlichter fotografieren

  • Kameraausrüstung (siehe oben)
  • Warme Kleidung. Du kannst dich nicht warm genug anziehen, mindestens 4-5 Schichten, inklusive Thermounterwäsche, plus eine warme, wind- und wasserfeste Jacke.
  • Zwei Paar Handschuhe. Am besten warme Aussenhandschuhe und dünne Thermohandschuhe, die du beim Fotografieren anbehalten kannst. Handwärmer sind sicher auch keine dumme Idee.
  • Warme Schuhe. Zieh warme Wollsocken und gefütterte Winterstiefel an. Du wirst trotzdem frieren, aber so wird es einigermassen erträglich sein.
  • Eine Thermoskanne. Fülle sie mit heissem Tee, bevor du das Hotel verlässt. Du kannst mir später danken!
  • Stirnlampe oder Taschenlampe. Eine Stirnlampe ist vermutlich etwas praktischer zum Fotografieren, so hast du nämlich die Hände frei.
  • Snacks
  • Ein kleiner Stuhl und eine Decke könnten hilfreich sein, wenn du stundenlang draussen bist.

Jetzt weisst du Bescheid, worauf es beim Polarlichter fotografieren ankommt. Also, los geht’s!

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