Die verborgenen Kosten eines Fotoshootings
Auf den ersten Blick scheint ein Fotoshooting ein überschaubares Projekt zu sein: Kameraausrüstung, ein geeigneter Ort, ein paar Stunden Zeit investieren und fertig. Doch dieser Eindruck trügt. Sowohl professionelle als auch ambitionierte Hobbyfotografen wissen, dass es nicht ganz so einfach ist. Denn hinter jedem Bild steckt deutlich mehr Aufwand, Technik und Planung, als viele vermuten und vor allem jede Menge Kosten, die nicht auf den ersten Blick auffallen.

Inhaltsverzeichnis
Zeitlicher Aufwand
Der wohl am meisten unterschätzte Kostenfaktor ist der Zeitaufwand. Ein zweistündiges Fotoshooting besteht keineswegs nur aus zwei Stunden aktiver Aufnahmezeit. In der Praxis umfasst der gesamte Prozess mehrere Phasen, die alle eingeplant und entlohnt werden müssen:
- Vorbereitung: Kommunikation mit dem Kunden, Konzepterstellung, Location-Recherche, Technikcheck
- Durchführung: Anreise, Aufbau, Shooting selbst, Abbau
- Nachbereitung: Bildauswahl, digitale Entwicklung, Retusche, Upload oder Versand
- Verwaltung: Rechnungserstellung, Backup, Datenarchivierung, Kommunikation
Mögliche Beispielrechnung für ein zweistündiges People-Shooting:
| Arbeitsschritt | Zeitaufwand (in Stunden) |
| Vorbereitung und Kundenabstimmung | 1 |
| An- und Abreise | 1 |
| Shooting vor Ort | 2 |
| Bildauswahl und Selektion | 1 |
| Retusche (bei ca. 10 Bilder) | 3 |
| Kommunikation und Übergabe | 1 |
| Gesamter Zeitaufwand | 9 Stunden |
Technische Ausstattung
Auch wenn die Kamera mit das Wichtigste ist, umfasst eine vollständige Ausrüstung noch einiges mehr. Hochwertige Objektive, Blitzanlagen, Lichtformer, Speicherkarten, Akkus oder Stative gehören ebenso dazu wie professionelle Bildbearbeitungssoftware und andere Lizenztools. Dazu kommt noch, dass viele der eben genannten Komponenten eine begrenzte Lebensdauer haben oder irgendwann einfach nicht mehr den technischen Anforderungen entsprechen. Wer dauerhaft gute Ergebnisse liefern möchte, kommt deshalb um regelmäßige Anschaffungen nicht herum.

| Ausstattungsteil | Durchschnittlicher Preis |
| Vollformatkamera | 2.000 bis 3.500 Euro |
| Hochwertiges Zoomobjektiv | 1.200 bis 2.300 Euro |
| Lichtsystem mit Softboxen und Stativen | 800 bis 1.500 Euro |
| Speicherkarten, Akkus, Filter, Zubehör | 300 bis 600 Euro |
| Notebook mit Bildbearbeitungssoftware | 1.000 bis 2.000 Euro |
| Adobe Creative Cloud | 25 bis 60 Euro monatlich |
Wartung und Absicherung
Aber auch die beste Technik bringt nichts, wenn sie im entscheidenden Moment ausfällt. Deshalb gehören Wartung, Pflege und Versicherungen ebenfalls fest zum Berufsalltag. Sensorreinigung, defekte Auslöser oder gestürzte Objektive sind keine Seltenheit und können schnell richtig teuer werden:
- Sensorreinigung beim Fachhändler: 50 bis 100 Euro
- Reparatur nach Wasserschaden: oft mehrere hundert Euro
- Versicherung für Ausrüstung: 150 bis 300 Euro pro Jahr
Vor allem bei Aufträgen außerhalb des Studios, wie beispielsweise bei Hochzeiten, Outdoor-Shootings oder Events, ist außerdem ein ausreichender Versicherungsschutz ein absolutes Muss.
Logistische und kreative Aufwendungen
Wie eben bereits erwähnt, erfordern manche Shootings eine Location im Freien oder eine besondere Requisite, um den Kundenwunsch bestmöglich umzusetzen. Diese scheinbar kleinen Zusatzkosten summieren sich jedoch bei regelmäßigem Einsatz schnell:
- Anfahrt zum Shooting-Ort (Benzin, Zeit, Parkgebühren): je nach Entfernung 20 bis 50 Euro
- Studiomiete für externe Locations: 40 bis 120 Euro pro Stunde
- Requisiten und Accessoires (z. B. Kleidung, Deko): 30 bis 150 Euro pro Projekt
- Verpflegung oder Verleihkosten bei Ganztagesshootings: individuell zu kalkulieren
Ein aufwendiges Werbeshooting mit thematischer Kulisse oder speziellen Accessoires kann so allein durch externe Aufwendungen zusätzlich zur Arbeitszeit und Technik bis zu 500 Euro kosten.

Kurzfristige Ausgaben
Unvorhergesehene Ausgaben lassen sich nie ganz vermeiden, das gilt auch für Hobby- und nebenberuflich tätige Fotografen. Manchmal versagt die Technik genau dann, wenn ein Shooting ansteht, oder es fehlt kurzfristig das passende Objektiv für ein geplantes Projekt. Wer in solchen Momenten kein finanzielles Polster hat, steht schnell unter Druck und muss womöglich auf Chancen verzichten, die sich so nicht wiederholen. Deshalb lohnt es sich, regelmäßig etwas Geld zur Seite zu legen, zum Beispiel für Reparaturen oder neue Ausrüstung. Diese Ausgaben sollten idealerweise nie direkt aus dem laufenden Monatsbudget gedeckt werden müssen.
Wenn aber doch einmal eine größere Anschaffung ansteht und die Zeit drängt, kann es manchmal knapp werden. Hier könnte dann ein kurzfristiger Kredit helfen, vor allem dann, wenn man sich auf ein regelmäßiges Einkommen verlassen kann und die Rückzahlung gut machbar und planbar bleibt.
Steuerlich absetzen
Wer mit Fotografie Einnahmen erzielt, kann in Deutschland viele der laufenden Ausgaben zusätzlich steuerlich geltend machen. Gerade die technische Ausrüstung lässt sich in den meisten Fällen absetzen – vorausgesetzt, die Anschaffungen sind betrieblich veranlasst und korrekt dokumentiert. Wird technisches Equipment sowohl privat als auch beruflich genutzt, darf nur der Anteil berücksichtigt werden, der tatsächlich mit der gewerblichen Tätigkeit zusammenhängt.
Je nach Art und Höhe der Ausgabe greifen hier unterschiedliche steuerliche Regelungen. Bei teurer Ausrüstung kommt in der Regel die Abschreibung über mehrere Jahre zum Einsatz. Kleinere Anschaffungen können oft sofort abgesetzt werden.
| Kostenart | Steuerliche Behandlung |
| Kamera, Objektiv über 800 € netto | Abschreibung über mehrere Jahre (3–7 Jahre üblich) |
| Zubehör unter 800 € netto | Sofort absetzbar als geringwertiges Wirtschaftsgut |
| Software-Abos, Cloud-Dienste | Laufende Betriebsausgaben, monatlich absetzbar |
| Studiomiete, Requisiten | Direkt in voller Höhe absetzbar |
| Fahrtkosten zu Aufträgen | 0,30 € pro Kilometer, Nachweis erforderlich |
| Gemischt genutzte Technik | Nur der gewerbliche Nutzungsanteil ist absetzbar |
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