Werbefotos mal anders ᐅ Kreative Werbefotografie in 5 Schritten

Wer sich Werbefotos vorstellt, denkt zuerst an hell gestaltete Räume, geringe Tiefenschärfe, platt geblitzte Marken und Businessporträts mit verschränkten Armen. Eines vorweg – ja, es gibt Kunden, die sich genau dies wünschen und klare Vorstellungen haben, wie ihre Bilder aussehen sollen. Doch dies trifft nicht auf alle zu. Ob modernes Start-up oder erfahrener Unternehmer, der mit der Zeit gehen möchte: Viele Kunden verlangen nach Individualität und Authentizität in ihren Werbefotos. In diesem Beitrag findest du eine Anleitung sowie Inspiration für eine kreative Werbefotografie. 

Werbefotos Blumen Unterwäsche
In diesem Beitrag findest du eine Anleitung für kreative Werbefotos. (@Christin Schnittke)

Mit meinen Werbefotos präsentiere ich Unternehmen oder Marken sowie die Menschen, die dahinterstehen. Immer mehr Kunden kommen auf mich zu, die vielleicht auch klare Vorstellungen haben, aber mit der kreativen Umsetzung Probleme haben. Diese Kunden möchten raus aus dem „gestellten Mief“, sie möchten individuelle und authentische Werbefotos, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Von der passenden Lichtsetzung im Studio bis hin zum kreativen Statement einer Marke – als Fotografin erstelle ich nicht nur Bilder, ich unterstütze bei der Erstellung von Konzepten bis hin zum fertigen Bild.

1. Erstelle ein Konzept!

Als allererstes brauchst du ein Konzept. Erstelle ein Moodboard, sprich aber vor allem mit deinen Kunden und lerne die Marke oder das Unternehmen kennen. Finde auch heraus, wie viel kreativen Spielraum du hast! Kommunikation ist unersetzlich.

Fange zuerst mit der Marke oder dem Unternehmen an

Wofür steht diese Marke oder dieses Unternehmen? Was macht diese Marke besonders? Wie ist der Mensch oder wie sind die Menschen, die dahinterstehen? Denke bei Unternehmen „groß“, vom Boss bis zum Angestellten. Und vor allem: Wer ist der „Wunschkunde“? Warum kauft dieser Kunde dieses Produkt? Warum entscheidet sich dieser Kunde für dieses Unternehmen? Wann würde genau dieser Kunde seinen Blick auf diesem Bild ruhen lassen und sagen können „Ja! Das ist genau das, was ich möchte und das zu mir passt.“

Überlege dir ebenso, welche Emotionen ausgelöst werden sollen. Denn spätestens seit den großen und bekannten Marken wissen wir, wann wir Lust auf dieses eine kühle Getränk haben, welches uns so viel Lifestyle und Genuss suggeriert. Oder die Sicherheit, die uns dieses eine Unternehmen mit der glücklichen Familie im Sonnenschein schenkt. Und ja, selbst die Farbwahl spielt dabei eine Rolle! Die leckere Zuckerwatte möchtest du auch nicht auf einem schwarzen Untergrund flach liegend, sondern in einer leuchtenden, Glück suggerierenden Umgebung sehen. Nun wie viel Spielraum kannst du daraus entstehend nutzen, um kreativ mit deinem Kunden zusammen-zuarbeiten?

Ein Beispiel

Wenn du ein modernes, nachhaltiges und lokales Produkt fotografieren möchtest, wirst du dafür nicht zu einem bekannten Wahrzeichen ins Ausland fahren. Du wirst lokal, naturverbunden und dennoch mit Hinguckern punkten wollen.

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Überlege vorab, welche Stimmung und Emotionen du mit dem Bild erzeugen willst. (@Christin Schnittke)

2. Erstelle ansprechende Werbefotos!

Wenn du diese Überlegungen bedacht hast, kommen die Details. Wichtig ist, ein Bild zu erstellen, das zum Verweilen einlädt.

Composing vs. Story-Telling

Sollen deine Werbefotos eine Geschichte erzählen? Etwa durch einen reportageartigen Stil zur Präsentation des Unternehmens? So können deine Fotos zum Beispiel von der Produktion eines Getränkes bis zum Beisammensitzen im Wohlfühl-Hotel in netter ausgeglichener Gesellschaft erzählen. Oder möchtest du eine völlig surreale Welt erschaffen? Probiere dich aus und nutze deine Kreativität!

Farben, Linien, Perspektiven

Bringe die Bildgestaltung mit ins Bild: Greife auf Linienführung, gesetzte Akzente und Farbgestaltung zurück. Es muss auch nicht immer die geradlinige Perspektive sein. Probiere doch einfach mal einen anderen Anschnitt aus. Manchmal entsteht dann nochmal ein anderer Fokus des Bildes.

On Location vs. Studio

Bei der Frage nach der richtigen Location eröffnen sich dir viele Optionen: Fotografierst du im Studio, kannst du das Licht und die Details exakt herausarbeiten. Andererseits kannst du beim Unternehmen vor Ort fotografieren, um besonders authentische Werbefotos zu erstellen. Weitere Möglichkeiten wären, die Mitarbeiter bei der Arbeit zu fotografieren oder die Produkte in der Natur bzw. der Stadt mit Available Light zu positionieren. Wichtig ist nur: Passend muss es sein!

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Die Location muss auf das Produkt bzw. das Unternehmen abgestimmt sein. (@Christin Schnittke)

Vielschichtigkeit vs. Produkt

Was soll gesehen werden? Ein Produkt, eine Marke, eine Person – auf den Punkt gebracht, ohne ablenkende Elemente? Oder gibt es eine versteckte Botschaft im Bild? Vielschichtigkeit in  Werbefotos lässt den Betrachter in der Regel länger verweilen, erzeugt Emotionen und leitet auch den Blick.

Posing vs. Moving

Posieren oder Bewegen? Es kann beides unfassbar gut passen, es spricht nie etwas gegen Ausprobieren! Manchen Personen fällt das „Posen“ sehr schwer, da kommt viel Lockerheit rein, wenn sie sich bewegen können. Zum anderen kannst du auch mehr Dynamik ins Bild bringen, in dem sich die Maschine, an der eine Person steht, bewegt, oder das Rad eines Fahrrads Bewegung zeigt. Dynamische Fotos eignen sich nicht nur gut bei Personen, sondern auch bei Produktfotos, zum Beispiel in der Foodfotografie.

Lichtsetzung vs. Sorry, das ist absolut optionslos

Bei der Lichtsetzung ist wieder einmal das Wichtigste, dass es zum Unternehmen, der Marke oder  der Person passt. Und genau diese Sachen solltest du vorab mit deinem Kunden absprechen.

3. Plane dein Shooting!

Ob nun bei größeren Kampagnen oder etwas kleineren Aufträgen: Erstelle unbedingt einen zeitlichen Plan und plane dir auch ein kleines Zeitfenster ein. Scheue dich bei größeren Aufträgen nicht davor, mit einem wirklich guten Assistenten zu arbeiten – das nimmt dir unfassbar viel Druck weg. Sprich dein Moodboard ab, gib einen Ablaufplan raus, sag unbedingt, was dir bei der Arbeit mit einem Assistenten wichtig ist. Was sind „No-Gos“ und was wünschst du dir, dass der- oder diejenige detailliert beachten sollte? Auch Visagisten oder Stylisten sind bei manchen Aufträgen unersetzlich.

Der Check vor dem Shooting

Damit niemand ohne Lichtformer losfährt, mache ruhig eine Checkliste, bevor du das Studio verlässt. So schnell ist dann doch mal das Laptopkabel vergessen oder der Aufheller ist in der Ecke stehen geblieben. So ersparst du dir einen Schreck am Set!

Bleibe konzentriert und dennoch flexibel, wenn der geplante Ablauf unterbrochen wird. Ein Regenschauer, ein Teamwechsel oder ein spontan gebrachtes Essen darf dich nicht aus der Ruhe bringen. Ein Blick auf dein Moodboard fokussiert dich wieder. Und wenn eine spontane Idee entsteht, setze sie DAZU um, aber behalte dennoch den ursprünglichen Plan bei. Das erspart dir den Ärger über dich selbst, wenn für eine doch nicht so tolle spontane Idee, etwas gut Durchdachtes weggelassen wurde. Und wenn doch, umso besser. Du hast ja schließlich genau dafür einen kleinen Zeitpuffer eingebaut.

Werbefotos grüne Hose
Baue neue Ideen während des Shooting ein, aber wirf nicht dein gesamtes Konzept über Bord! (@Christin Schnittke)

4. Bearbeite deine Werbefotos!

Unterschätze nie die Nachbearbeitungszeit! Deine Kunden haben oft selbst Zeitdruck. Lass dich  nicht verunsichern, plane die Nachbearbeitungszeit vorher mit ein und kommuniziere dies mit deinem Kunden. Denn die Nachbearbeitungszeit variiert je nach Auftrag. Das Porträt, das Foodbild oder das vielschichtige Bild-on-Location benötigt meist unterschiedliche Bearbeitungszeit. Schau doch einfach mal bei deinem nächsten Auftrag auf die Uhr, wie viele Bilder in welchem Genre du pro Tag bearbeiten kannst.

5. Finde einen originellen Stil!

Die Werbefotografie ist ein vielseitiges und enorm wichtiges Genre der Fotografie. Innerhalb dieses Bereichs kannst du dich natürlich weiter spezialisieren. Du hast die Möglichkeit, eng mit deinen Kunden zusammenzuarbeiten, kreativ tätig zu werden, dich selbst zu fordern und dennoch deine eigene Bildsprache zu finden. Denn genau dafür kommen diese Kunden zu dir! Sei motiviert, Schritte nach vorne zu gehen – oft verstecken wir uns hinter dem, was man so kennt. Verstecke dich nicht hinter Bildern, die „der sichere Hafen“ sind, von denen man sagen würde – die „gehen immer“. Ihr seid nicht „nur“ Fotografen, ihr habt diesen Beruf gewählt, um kreativ zu sein! Unterstützt auch eure Kunden dabei.

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Probiere dich aus und entwickle einen eigenen, originellen Stil! (@Christin Schnittke).
pixolum Autor und Fotograf Christin Schnittke
Über den Autor

Christin Schnittke will mit ihrer Fotografie eine unkonventionelle Sichtweise zum Ausdruck bringen. Nach ihrem Diplom an der Fotoakademie Köln, konnte sie sich mit konzeptioneller Stärke in der Lichtsetzung, der Bildgestaltung und der Corporate Fotografie für Unternehmen selbständig machen. Sie konzentriert sich auf den Bereich der Portrait- und Editorial Fotografie. Des Weiteren unterstützt sie Unternehmen bei der Erstellung von Bildkonzepten und der fotografischen Umsetzung im Bereich der Werbefotografie. Eindrucksvolle Arbeiten findest du auf der Website.

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