Neues oder gebrauchtes Foto-Equipment kaufen – die Vor- und Nachteile

Es gibt definitiv eine Reihe von Steckenpferden, die sich deutlich günstiger betreiben lassen als die Fotografie. Zumal das kunstvolle Komponieren mit Licht viele dem „Kauf-Virus“ anheimfallen lässt. Es zeichnet sich dadurch aus, seine Ausrüstung ständig verbessern und erweitern zu wollen. Angesichts der teils happigen Preise, die Bodys, Objektive und das Drumherum aufrufen, und dem Vorhandensein von zahlreichen Verkaufsportalen und Fotografen aller Fähigkeitsstufen, stellt sich vielen eine wiederkehrende Frage: Kaufe ich Equipment neu oder gebraucht? Wir helfen, ein wenig Licht in die Sache zu bringen.

Kamera testen
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Fotografieren und der Equipment-Kauf: ein Automatismus?

Fotografie ist eine jener Beschäftigungen, bei der sich bei vielen Menschen mit der Zeit eine Menge Ausrüstung ansammelt und für die sie viel Geld ausgeben. Dabei fängt die Sache meist harmlos an: Der angehende Fotograf kauft sich einen ganz klassischen Kit aus Body und Objektiv. Typischerweise von einem der grossen Hersteller, die solche Einsteigerangebote führen.

Nun sind solche Kits zwar gut abgestimmt und definitiv dazu geeignet, in die Welt der Fotografie einzusteigen. Aber in aller Regel handelt es sich dabei um Kompromisse – zumindest aus Sicht eines in Sachen Fähigkeiten und Ambitionen allmählich höhersteigenden Fotografen.

  • Bei vielen Kit-Kameras handelt es sich um solche mit Crop-Sensor. Der ist sicherlich nicht per se „schlecht“, aber eben nicht ganz so optimal wie ein Vollformat-Sensor. Beispielsweise bedingt er, immer in Sachen Brennweite umrechnen zu müssen, selbst wenn mechanische Kompatibilität zu Vollformat-Objektiven gegeben sein mag.
  • Kit-Bodys sind in aller Regel der Consumer-Class zugehörig. Das heisst, es mangelt ihnen meist an vielen Features, die man mit wachsenden Fähigkeiten meistens haben möchte oder wenigstens gut gebrauchen kann. Beispielsweise die Abwesenheit physischer Schalter und Regler, weshalb vieles in Menüs verborgen ist.
  • Die Kit-Objektive sind zwar ebenfalls sicherlich nicht schlecht, aber meist weit davon entfernt, die „Crème de la Crème“ der Optik-Baukunst zu sein. Nicht vergessen: Bei Kits geht es meist darum, ein für Einsteiger attraktives Paket zu einem günstigen Preis zu schnüren.
Kamera Equipment kaufen
Unter echtem Kaufrausch leiden die wenigsten Fotografen. Bei den meisten ist die grosse Equipment-Menge einfach notwendig. (stock.adobe.com © Jacob Lund)

Eins führt zum Anderen

Irgendwann kommt der Moment, an dem der Kit-bewährte Anfänger befindet, er müsse seine Ausrüstung um ein Teleobjektiv ergänzen. Wurden dann mit dem langen Rohr genügend Erfahrungen gesammelt, stören sich viele am ständig nötigen Objektivwechsel. Somit ist ein zweiter Body attraktiv.

Dazu kommt die Erkenntnis, dass die Aufklappblitze auf solchen Kameras arg limitieren. Es folgt dementsprechend der Kauf eines Aufsteckblitzes – schliesslich gibt es diesbezüglich heutzutage überraschend Gutes für schmales Geld.

Natürlich bedeuten zwei Kameras dann doppelten Stromverbrauch. Also her mit zusätzlichen Akkus; und wo man dann schon dabei ist, vielleicht ein Akkugriff. Der hält gleich zwei Energiespeicher und macht Hochkant-Aufnahmen komfortabler.

Mit all diesen Sachen ist jedoch die bisherige Kameratasche völlig überfordert, deswegen ein adäquater Ersatz her. Dann meldet sich die Kreativität und befindet, ein ordentliches Stativ für Langzeitaufnahmen wäre ebenfalls eine höchst sinnvolle Ergänzung – natürlich mit Funkfernbedienung, damit garantiert nichts verwackelt.

Nach einiger Zeit, in der ein solcher Fotograf seine Ausrüstung blind beherrschen gelernt hat, kommt dann vielleicht der Moment, an dem entweder „sein“ Kamerahersteller ein neues Modell lanciert oder er für sich befindet, dass seine Wahl einer Crop-Kamera eine Sackgasse war. Also alles auf Anfang und sich nach Vollformatgeräten umgesehen – inklusive weiter Teile der bisherigen Ausrüstung, weil diese nicht mehr kompatibel ist.

Was wir hier skizzieren, ist definitiv keine Übertreibung, sondern vielmehr der typische „Werdegang“ eines Fotografen. Zumal dieses Szenario mit dem Vollformat-Kauf noch längst nicht abgeschlossen ist.

Es ist einfach so: Fotografie….

  • hat viele verschiedene Stile, die alle ein entsprechendes Equipment benötigen, um sich adäquat handhaben zu lassen. Fotografen jeder Erfahrungsstufe probieren gerne aus oder wollen sich alle Optionen offenhalten, um in andere Genres schnuppern zu können.
  • kennt eine sehr lange Lernkurve, die jedoch bei Weitem nicht von jedem Ausrüstungsgegenstand bis zum Ende mitverfolgt werden kann.
  • ist gerade in der digitalen Ausprägung von beeindruckenden und recht kurzfristigen Entwicklungsschritten gekennzeichnet.
  • hat viel nötiges und optionales Equipment, das immer einen gewissen Reiz ausübt.
  • zeichnet sich durch oftmals hohe Preise aus. Ein anständiges Objektiv vom namhaften Hersteller mit guter Blendenzahl durchbricht spielend leicht die tausend-Euro-Schallmauer. Allerdings steht hinter den Preisen steht wenigstens immer entsprechende Qualität. Mehr Geld nur für einen bekannten Namen zahlt man in der Fototechnik in aller Regel nicht – ungleich zu vielen anderen Zeitvertreiben.

Natürlich gibt es einige Fotografen, die glauben, wenn sie der Fotografie nur genügend Geld entgegenwerfen, würden ihre Fähigkeiten automatisch steigen. Für die Masse wirklich ambitionierter Künstler handelt es sich bei dieser Kaskade von Käufen jedoch nicht um blossen Kaufrausch, sondern um die Befriedigung echter fotografischer Bedürfnisse.

Sich eine Ausrüstung kaufen und mit ihr bis ans Lebensende ohne Tausch und Zukauf glücklich werden, ist für die meisten eine Illusion. Das gilt selbst dann, wenn die Basis-Ausrüstung sinnvoll zusammengestellt wird und dadurch Fehlkäufe vermieden werden. Die Ansprüche an die Technik wachsen mit den Fähigkeiten und Anforderungen, dementsprechend ist der (regelmässige) Ausrüstungskauf vielfach eine reine Notwendigkeit. Ergänzend liefert der technische Fortschritt einen dritten Anreiz in Form von neuen Möglichkeiten.

Der Knackpunkt an der Sache ist jedoch folgender: Alles, was man zum Fotografieren gebrauchen kann, findet sich ständig in brandneuer und gebrauchter Ausführung am Markt. Da jeder Fotograf bestrebt ist, sein persönliches Preis-Leistungs-Verhältnis einzuhalten, ist für die meisten beides eine brauchbare Option. Bloss sind die reinen Kosten nur einer von vielen Vor- und Nachteilen, den neue und gebrauchte Gegenstände ins Feld führen können.

Ausrüstung neu kaufen

Einfach recherchieren, dann ins Geschäft gehen oder einen Online-Handel aufsuchen und brandneu kaufen. Das ist die erste Option von zweien. Doch betrachten wir einmal, wie sich dies in der Praxis auswirkt.

Die Vorteile

Vorteile neue Kamera kaufen
Das Neueste vom Neuen, garantiert ohne Vorbesitzer. Der stärkste Vorteil des Neukaufs.
(stock.adobe.com © Andreas Koch)
  • Neu ist neu. Es gibt keine Gebrauchsspuren, keinen Verschleiss. Niemand muss sich fragen, wie wohl jemand mit der Ausrüstung bislang umgegangen ist. Bis auf unwahrscheinliche Fehler bei Herstellung und Transport, ist neue Ausrüstung deshalb immer eine Beruhigung fürs Gewissen und bei pfleglicher Behandlung gut für ein sehr langes Leben.
  • Neukauf bedeutet sehr umfassende Verbraucherrechte. Jeder gewerbliche Händler muss eine Gewährleistung auf die gekaufte Ware Ist also etwas nicht so, wie es sein soll, hat der Käufer ein Recht auf Behebung, Ersatz oder sogar Erstattung. Das ist im Obligationenrecht (OR) festgehalten – dem Fünften Teil des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs. Obendrein gibt es meist durch die Hersteller noch zusätzliche Garantien und mitunter sogar die Option, für einen Zusatzbetrag weiteren Schutz zu kaufen.
  • Neukauf bietet durch die gewerbliche Natur von Händlern oftmals sehr breit aufgestellte Optionen, sich in Sachen Herstellern und Modellen umzusehen und wenigstens im Ladengeschäft auszuprobieren. Einige Händler bieten sogar Programme, bei denen die Ausrüstung für eine gewisse Zeit testweise genutzt werden kann, bevor der Kauf endgültig abgeschlossen ist.
  • Händler bieten oft eine breite Palette an – von A wie Ausrüstung bis Z wie Zubehör. Dementsprechend gibt es die Gelegenheit, bei einem Neukauf gleich mehrere Neuerwerbe in einer Tour zu erledigen. So kann man sich beispielsweise mit zusätzlichen Kabeln für die Digitalkamera und einem neuen Kamerakoffer eindecken oder das eigene Equipment um eine Actionkamera für Aufnahmen von sportlichen Aktivitäten über und unter Wasser zu ergänzen.
  • Gerade bei brandneu lancierten Stücken ist der Neukauf sogar für einige Zeit die einzige Option, weil es eine Weile dauern kann, bis sich die ersten Käufer wieder davon trennen.
Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

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Das heisst: Neukauf ist bei ehrlicher Betrachtung nicht nur eine reine Feelgood-Option, weil man dabei garantiert der Erstbesitzer ist. Es ist oftmals aus verschiedenen Gründen eine sinnvolle Vorgehensweise, speziell in den besonders schnelllebigen Nischen der Fotografie, in der die Neuerungen oft im Takt weniger Monate veröffentlicht werden. Allerdings wollen wir diese Variante nicht nur loben. Sie hat definitiv ihre Nachteile.

Die Nachteile

Vintage Kameras
Ein oft vergessener Nachteil: manche Sachen gibt es einfach nicht mehr neu – oft seit vielen Jahren. (stock.adobe.com © alfonstr)
  • Neu ist während des Produktionszeitraumes immer die teuerste Option. Das gilt in der Fotografie ebenso wie bei allen anderen Käufen. Kein Vorbesitzer und neueste Technik haben eben buchstäblich „ihren Preis“. Bei gerade erst veröffentlichtem Equipment sind die Preise besonders hoch. Einige Monate nach der Markteinführung werden sie dagegen vielfach geringer.
  • So umfassend die Verbraucherschutzrechte sind, sie enden dort, wo das Produkt lediglich den Fotografen nicht persönlich überzeugt. Wer neu kauft und dann feststellt, dass er doch nicht so zufrieden ist, ist der Kulanz des Händlers ausgeliefert. Längst nicht alle nehmen bei Nichtgefallen die Ausrüstung wieder zurück; hierzu gibt es keine rechtliche Verpflichtung. Noch dazu gibt es keinen Anspruch auf eine Bargeldauszahlung. Oftmals gibt es stattdessen Gutscheine, womit dann die Alternative ebenfalls nur bei diesem Händler erworben werden kann.
  • Wer neu kauft, muss mit seiner Ausrüstung in gewissem Masse am Puls der Zeit bleiben. Denn sofern es sich nicht um solches Equipment handelt, das modellunabhängig genutzt werden kann (beispielsweise über standardisierte Blitzschuhe oder das Stativgewinde), gibt es für ältere Geräte oftmals kein brandneues Zubehör zu kaufen. Zumindest aber werden Käufer gezwungen, teils lange zu suchen, bis sie NOS finden – New Old Stock, also Neuware, die jedoch aus alten Lagerbeständen stammt.
  • Wenn Hersteller neue Ausrüstungsgegenstände herausbringen, dann sind diese fraglos eine Verbesserung der vorherigen Modelle. Allerdings geht der preisliche Aufschlag, den viele Hersteller und Händler gegenüber dem Vorgänger verlangen, oftmals über das hinaus, was die Verbesserung bei ehrlicher Betrachtung wert ist.

Es mag wirklich angenehm sein, der erste zu sein der, beispielsweise, die Packung eines Objektivs öffnet und diesen wunderbaren „Neu-Geruch“ wahrnimmt. Allerdings muss das eigene Konto es definitiv gestatten, sich diese Vorgehensweise leisten zu können.

Ausrüstung gebraucht kaufen

Neuware gibt es nur von den Herstellern selbst und von Händlern. Bei Gebrauchtwaren haben wir es jedoch mit einem deutlich grösseren Spektrum zu tun: Gewerbliche Händler spielen hierbei ebenso mit wie fotografierende Profis, die ihre Ausrüstung verkaufen und eine Menge Privatleute.

Die Vorteile

DSLM
Spiegellose DSLMs haben auch den Gebrauchtmarkt aufgemischt – ohne Spiegel kann hier schliesslich nichts mechanisch verschleissen. (stock.adobe.com © structuresxx)
  • Seit der Einführung der Digitalfotografie ist die Zahl an Foto-Fans sprunghaft angestiegen – einfach, weil das ganze Prozedere des Entwickelns wegefallen ist. Das heisst, der Markt ist jederzeit mit Ausrüstung in sämtlichen Ausprägungen und Anforderungsstufen gut gefüllt und es gibt viele Optionen, seine Sachen rasch zu finden. Dazu tragen nicht zuletzt verschiedenste allgemeine und spezialisierte Internetportale bei.
  • Speziell Profifotografen tendieren oft dazu, ihr Equipment relativ schnell wieder zu veräussern, weil sie ständig die grösstmögliche Leistungsfähigkeit benötigen. Deshalb gibt es hier die Chance, verhältnismässig neue Ausrüstung aus den oberen Leistungsspektren für einen teils guten Preisnachlass zu bekommen.
  • An jedem Tag gibt es Menschen, die das Fotografieren aus verschiedenen Gründen an den Nagel hängen. Daraus ergibt sich die Chance, nicht nur sehr attraktive Schnäppchen zu machen, sondern vielleicht eine ganze Ausrüstung zusammen zu erwerben.
  • Denken wir an die Fehlkäufe: Viele Menschen kaufen sich fotografische Neuware, nur um nach einiger Zeit deren doch nicht so passende Eignung festzustellen. Nimmt der Händler sie nicht mehr zurück, wird sie oft gebraucht weiterverkauft – wobei „gebraucht“ dann oft nur theoretischer Natur ist.
  • Sehr vieles in der (digitalen) Fotografie unterliegt keinem wirklich messbaren Verschleiss, sieht man von Spiegelreflexkameras und Akkus ab. Wurde die Ausrüstung pfleglich benutzt, gibt es deshalb keinen Grund zur Sorge, sie könnte durch den Zahn der Zeit oder Abnutzung verschlissen sein.
  • Bei sehr neuen gebrauchten Teilen gibt es oftmals die Option, Garantie und/oder Gewährleistung vom Vorbesitzer zu übernehmen.
  • Insbesondere auf klassisches Equipment bezogen, finden sich hier oft Liebhaberschätzchen, die anderswo weder für Geld noch gute Worte zu bekommen sind.
  • Es gibt (neben Fahrzeugen) kaum ein Feld, in dem sich so viele gewerbliche Händler finden, die mit gebrauchter Ware handeln. Oftmals sind es sogar dieselben, die auch neues Foto-Equipment verkaufen. Dementsprechend prüfen solche Profis natürlich sehr genau, was sie ankaufen, und setzen es gegebenenfalls sogar instand. Auf diese Weise ist der Gebrauchtkauf kaum weniger riskant als der Neukauf.

Nicht zuletzt muss natürlich ein wichtiger Faktor bedacht sein: Beim Kauf von Neuwaren im Geschäft ist das Feilschen oft nur eine Theorie. Viele Kunden trauen sich nicht oder sind sich dessen gar nicht bewusst. Dabei ist es mit ein paar einfachen Kniffen möglich, den Preis zu drücken.

Ausserdem gibt es so manche Menschen, die ihr Foto-Equipment unter Wert verkaufen. Oftmals, weil sie schlicht nicht wissen, was sie realistisch dafür verlangen könnten. Nirgendwo ist es deshalb so gut möglich, noch einen echten „Schnapper“ zu machen.

Die Nachteile

Kamera fällt herunter
Manche Schäden lassen sich nur aufwendig herausfinden. Speziell Privat-Gebrauchtkauf hat deshalb immer ein gewisses Risiko. (stock.adobe.com © andov)
  • Ganz konkret auf Spiegelreflextechnik bezogen, haben damit ausgerüstete Bodys ein echtes Verfallsdatum, das sich an den Auslösevorgängen orientiert. Je nach Einstufung des Geräts, sprechen wir vom mittleren fünf- bis unteren sechsstelligen Bereich zwischen zirka 25‘000 bis 50‘000 und 150‘000 bis 250‘000 Auslösungen. Danach leiert die Spiegelmechanik aus, wird unpräzise und benötigt mindestens eine fachmännische Justierung. Bei digitalen Kameras lässt sich der Wert meistens auslesen, bei analogen Kameras dagegen nicht. Zumal gerade Profis im „Dauerfeuer-Modus“ derartige Werte selbst bei recht neuen Kameras problemlos binnen kurzer Zeit erreichen. Denken wir an einen Pressefotografen. Von einem Termin bringt er leicht tausend Aufnahmen mit.
  • Jeder Verkäufer kann eine pflegliche Benutzung beteuern. Ob er seine Stücke jedoch wirklich so behandelt hat, kann man nie wirklich wissen. Viele Schäden lassen sich zwar feststellen, aber es bleibt ein kleiner Unsicherheitsfaktor.
  • Bei Privatverkäufen gibt es keine Gewährleistung. Das gilt selbst dann, wenn ein Profifotograf sein Equipment verkauft; er ist ja schliesslich kein gewerblicher Händler.
  • Zwischen der Theorie günstiger Gebrauchtpreise und der fotografischen Realität klaffen oft Welten. Gerade weil vieles keinem nennenswerten Verschleiss unterliegt, gibt es hier eine oft überraschend grosse Preisstabilität. Tatsächlich kann es (gerade bei Objektiven) oft nur einen verhältnismässig geringen Preisunterschied zwischen einem mehrere Jahre alten Exemplar und dem gleichen Modell in brandneuem Zustand geben. Manche herausragenden Stücke steigern sogar noch ihren Wert – insbesondere nach Produktionseinstellung.
  • Wer gebrauchtes Foto-Equipment bei professionellen Händlern kauft, der zahlt meistens mehr als bei Privatleuten. Denn natürlich wollen die Händler einen Gewinn machen. Ausserdem wissen sie im Gegensatz zu manchen Privatiers sehr genau, was sie verlangen können.

Der Gebrauchtkauf ist also immer eine zweiseitige Medaille, bei der oftmals nicht einmal die Sache mit dem günstigeren Preis so richtig zum Tragen kommt. Das leitet dann über zu unserem finalen Kapitel.

Tipps für den Kauf

Neues Objektiv auspacken Frau
Moderne, hochwertige Objektive haben praktisch keine Alterungserscheinungen. Sie eignen sich deshalb vornehmlich für den Gebrauchtkauf. (stock.adobe.com © yamasan)

Eine pauschale Aussage im Sinne einer konkreten Empfehlung für oder gegen den Neu- beziehungsweise Gebrauchtkauf ist unmöglich zu treffen. Jeder Fotograf hat andere Erwartungen und ein anderes Budget.

Was wir aber tun können, ist, eine ganze Reihe von Tipps für den Kauf insgesamt zu geben.

  • Grundsätzlich weder das eine noch das andere von vornherein ausschliessen, sofern es sich um nach wie vor produzierte Ausrüstung handelt.
  • Der Kamera-Body ist wichtig, aber er ist bei Weitem nicht so wichtig, wie vor allem viele Anfänger annehmen. Gerade heute haben wir längst ein Level von Lichtempfindlichkeit und Auflösung erreicht, an dem einige Jahre alte Modelle wirklich keinen gigantischen Nachteil mehr bedeuten.
  • Insbesondere vor dem Kauf fundamentaler Bestandteile (Body und Objektive) sollte die Frage stehen, was man überhaupt möchte. Sicherlich ist es sinnvoll, von Anfang an auf Vollformat zu setzen, ein Muss ist das jedoch nicht. Vielmehr sollten die eigenen Ansprüche die Kaufumstände diktieren.
  • Keine Entscheidung ohne Recherche. Das heisst, Neu- und Gebrauchtpreise vergleichen, mit anderen Besitzern sprechen und eruieren, was hier im besten Sinn „preiswerter“ ist.
  • Keine Panikkäufe. Insbesondere moderne Ausrüstung wird andauernd verkauft, es gibt also keinen Grund, bei „diesem einen Stück“ kopflos zuzuschlagen, weil man Angst hat, es wäre das einzige seiner Art.
  • Immer etwas Geduld bei neuen Veröffentlichungen. Clevere warten einige Monate, bis die Preise sinken und etwaige Modellkrankheiten ans Licht gekommen sind.
  • Neukäufe immer nur bei seriösen Händlern mit guter Reputation. Gerade ab dem Leistungsmittelfeld bieten typische Elektronik-Discounter weder genügend Beratung noch Auswahl.
  • Ein hochwertiger Body mit mittelmässigen Objektiven ist immer schlechter als ein mittelmässiger Body mit hochwertigen Objektiven. Lieber beim Body zurückhalten und dafür bei den Linsen etwas mehr ausgeben.
  • Grundsätzlich die Kamera zum Objektivkauf mitnehmen und die Kombination vor Ort ausgiebig testen, am besten mit Hilfe von Test-Prozeduren, etwa speziellen Testkarten. Bei wirklich alten Objektiven zudem genau auf Pilzbefall und sich lösenden Linsenkleber achten – einfarbig helle Oberfläche fotografieren und genau das Bild betrachten.

Zudem gilt ganz grundsätzlich: Keine Angst. Die allermeisten Foto-Ausrüstungsgegenstände werden pfleglich behandelt. Wurden sie es nicht, lässt sich dies mit etwas Recherche selbst von Laien herausfinden. Es gibt deshalb keinen Grund, dem Neukauf mehr oder dem Gebrauchtkauf weniger zu vertrauen. Ein cleverer Fotograf hält sich immer alle Optionen offen und kauft dort neu oder gebraucht, wo es für seine Ansprüche am besten erscheint.

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