Goldene Stunde | Beste Zeit und Kamera-Einstellungen

Während der goldenen Stunde kannst du magische Fotos erschaffen. Kennst du diese Fotos, die mehr wie Schnappschüsse einer Erinnerung aussehen, als eine tatsächlich reale Situation? Bilder mit atemberaubenden Lichtflammen, die aussehen, als ob die Seele der Motive aus ihnen heraus explodiert? Bilder mit Staubwolken, die wie von Zauberhand in der Luft schweben? Nun, die meiste Zeit war das kein Zufall – diese Fotos wurden während der sogenannten goldenen Stunde aufgenommen.

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(@Hassan OUAJBIR, pexels.com)

Wann ist die goldene Stunde?

„Stunde“ ist im übertragenen Sinne gemeint. Die goldene Stunde bezieht sich auf die Zeit kurz nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang. Der Zeitpunkt der goldenen Stunde hängt davon ab wo du bist, welche Jahreszeit gerade ist und was für Wetterbedingungen herrschen. Auch wenn die Begriffe fast gleichbedeutend sind, hat die goldene Stunde tatsächlich eine Definition, die auf dem messbaren Winkel der Sonne zum Horizont basiert. Die magische Stunde hingegen ist ein breiterer Begriff, der manchmal sowohl die goldene Stunde als auch die blaue Stunde beinhaltet – eine weitere messbare Zeit, die auf dem Winkel der Sonne zum Horizont basiert. Egal bei welcher Jahreszeit oder an welchem Ort – diese Zeit ist besonders für die Fotografie. Aber warum genau?

Licht ist das wichtigste fotografische Element. Das Licht kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang ist anders als jedes andere Licht. Es kann nicht nachgestellt werden, egal wie sehr man es versucht – es sei denn, du versuchst es in der Nachbearbeitung. Aber das zählt nicht. Es gibt ein paar Dinge an dieser Art von Licht, die es einzigartig und beliebt machen.

Was definiert die goldene Stunde?

1. Es ist warm.

In der goldenen Stunde dreht sich alles um das Licht. Die Temperatur des Lichts während dieser Zeit liegt – wie der Name schon sagt – im gelben bis goldigen Bereich auf der Kelvin Skala (Lichtspektrum). Ohne dich jetzt direkt auf das Chemiebuch der 4. Klasse zu stürzen: Das Licht hat ein Spektrum von Temperaturen, die verschiedenen Lichtfarben entsprechen. Auf der einen Seite des Spektrums gibt es blaues Hochtemperaturlicht und auf der anderen Seite rotes Niedertemperaturlicht. Während der goldenen Stunde liegt die Temperatur im gelben Bereich, was dem Licht den begehrten, goldenen Farbton verleiht.

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2. Es ist diffus.

Wenn sich die Sonne in der Nähe des Horizonts befindet, muss ihr Licht mehr Atmosphäre durchlaufen als an anderen Stellen am Himmel. Diese Atmosphäre wirkt wie ein riesiger Diffusor, der die Intensität des direkten Lichts reduziert und mildert. Dadurch entsteht ein gleichmässigeres Licht, sodass der Unterschied in der korrekten Belichtung zwischen dunkel und hell geringer ist als zum Beispiel tagsüber. Das bedeutet, dass es viel einfacher ist, ein gleichmässig belichtetes Foto aufzunehmen. Es ist, als ob der ganze Himmel ein riesiger Leuchtkasten wäre, nur besser. Darüber hinaus filtert all die Atmosphäre das blaue Licht heraus und lässt das Licht rötlicher erscheinen.

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Das diffuse Licht des Sonnenaufgangs breitet sich über die Landschaft aus (@Dawid Zawiła, unsplash.com)

3. Es ist direktional.

Wenn die Sonne sehr tief am Himmel steht, ist ihr Winkel im Vergleich zur Erde geringer, wodurch die Schatten länger und weicher werden. Lange Schatten in der Aufnahme zeigen alle drei Dimensionen der Welt. Durch die gleichmässige Belichtung kann der Himmel und was auch immer im Hintergrund ist klar dargestellt. Es gibt also wenige unter- oder überbelichtete Stellen, die deinem Bild die Details rauben. Das erzeugt auch ein stärkeres Gefühl von Tiefe. Nutze die Richtung der Sonne auch dafür, um bestimmte Effekte zu erzeugen und strukturelle Details hervorzuheben.

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Der niedrige Sonnenwinkel hilft bei der Erzeugung längerer Schatten, was dieses Foto dimensionaler macht (@James Wheeler, pexels.com)

Jetzt da du weisst, was die goldene Stunde ist und warum ihr Licht so besonders ist, willst du wahrscheinlich wissen, wie man sie richtig nutzt.

Tipps für das Fotografieren in der goldenen Stunde

Porträts und Landschaften profitieren am meisten von diesem besonderen Licht, daher werden wir die Tipps auf diese beiden Kategorien aufteilen. Wie die meisten Tipps und Techniken der Fotografie, kannst du sie, sobald du den Dreh raus hast, auf weniger offensichtliche Situationen anwenden – z. B. kannst du die Tipps für Porträts auf Landschaften und dergleichen anwenden. Selbst wenn die goldene Stunde volle 60 Minuten dauert, ist das immer noch relativ wenig Zeit.

  1. Du musst jede einzelne Minute nutzen, die du zur Verfügung hast. Ich empfehle dir, deine Pläne um die goldene Stunde herum zu planen.
  2. Gehe bereits vorher an deinen Aufnahmeort, um dich einzurichten. Wenn du Porträts aufnimmst, stelle sicher, dass dein Motiv bereit ist.
  3. Überprüfe, zu welcher Zeit die goldene Stunde an deinem Standort beginnt. Wenn du auf den Link klickst, kannst du einfach auf eine Zeile in der Tabelle im unteren Teil der Seite klicken, mit der Maus über die Grafik fahren und Vertikalwinkel zwischen -6 und 6 Grad finden. Die entsprechende Uhrzeit der goldenen Stunde wird dann direkt darüber angezeigt.
  4. Erkunde das Gebiet wenn möglich vorher, um nach guten Aussichtspunkten zu suchen und zu sehen, wo genau am Himmel die Sonne untergeht.
  5. Die kleinste Menge an Vorbereitung kann der Unterschied zwischen einer guten Aufnahme und mehreren perfekten Aufnahmen sein.

Die goldene Stunde mit Porträtfotografie

Warmes Licht ist das schmeichelhafteste für Hauttöne und weiches Licht schmeichelt Gesichtern und Körpern mehr als das raue Licht. Raues Licht ist dafür bekannt, scharfe Schatten auf Gesichtern zu erzeugen.

Fotografiere dein Motiv mit der Sonne im Gesicht

Auch wenn dein Motiv während der goldenen Stunde fast direkt der Sonne zugewandt ist, braucht es nicht zu blinzeln, da das Licht sehr diffus ist. Das Licht wird auch nicht von der hellen Kleidung oder der Haut des Models abprallen oder stark reflektieren, da es so weich ist und praktisch vom Motiv aufgesogen wird. Du musst nicht einmal einen Blitz verwenden – das natürliche Licht funktioniert einwandfrei. Kinderleicht.

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Wenn gleichmässig goldenes Sonnenlicht auf das Motiv fällt, haben Gesicht und Haut einen Glanz, den nur die goldene Stunde bieten kann (@Anfisa Eremina, pexels.com)

Streiflichteffekte

Streiflicht (‚Rim Light‚) ist der eigentliche Begriff für diesen Halo-Effekt, den wir bereits erwähnt haben. Es entsteht durch die Hintergrundbeleuchtung deines Motivs. Das Licht, das dein Motiv umreisst, ist noch dynamischer, wenn du es vor einem dunkleren Hintergrund platzierst. Die beleuchtende Sonne aus dem Hintergrund erzeugt das Streiflicht um dein Motiv herum, was wiederum dazu führt, dass es aus dem Hintergrund heraussticht. Die Sonne muss jedoch nicht direkt hinter deinem Motiv stehen, um diesen Effekt zu erzielen. Solange der Hintergrund ebenfalls irgendwie dunkel ist (wie ein Hügel oder unter einer Brücke) funktioniert das wunderbar.

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Goldenes Streiflicht lässt diese Pferde aus ihrem Hintergrund hervorspringen (@Helena Lopes, pexels.com)

Lens Flare

Lens Flare entsteht, wenn Licht in deiner Linse herumschwirrt und magische Regenbogenstreifen und polygonale Regebogen-„Punkte“ erzeugt. Fast 90 Prozent der Zeit will man eigentlich kein Lens Flare, da der Effekt oft störend ist. Andererseits kann er jedoch zu einigen wirklich schönen Aufnahmen während der magischen Stunde führen. Alle Objektive erzeugen unterschiedlichen Lens Flare. Teleobjektive oder Zoomobjektive erzeugen typischerweise stärkeren Lens Flare als andere Objektive. Wenn du also ein Zoomobjektiv hast, kannst du es gerne verwenden, um Aufnahmen mit Lens Flare zu machen.

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Die Positionierung des Motivs, um die Sonne direkt dahinter teilweise zu verdecken, trägt dazu bei, Lens Flare auf diesem Foto zu erzeugen (@freestocks.org, pexels.com)

Du kannst Lens Flare bei Porträts auf zwei Arten erstellen:

  • Die erste beinhaltet die Beleuchtung deines Motivs aus dem Hintergrund mit der Sonne, sodass dein Motiv die Sonne nur teilweise verdeckt. Bewege dich umher, um den Winkel mit dem besten Lens Flare zu finden. Dadurch wird dein Motiv oftmals so aussehen, als ob der Effekt des Lens Flare von ihnen ausgehen würde, was einen ziemlich magischen Effekt ergibt.
  • Die zweite Methode besteht darin, die Sonne so zu positionieren, dass sie direkt ausserhalb des Bildrahmens oder vollständig innerhalb des Bildes liegt. Es kommt darauf an, wo Lens Flare auf deinem Foto erscheinen soll. Du kannst beispielsweise die Sonne direkt aus dem Rahmen in der oberen Ecke positionieren, um eine Leuchtkugel zu erzeugen, die bis zu deinem Motiv reicht. Du kannst die Sonne auch direkt im Bild positionieren, um Lens Flare zu erzeugen. Damit wird sie sich auf eine Silhouette deines Motivs ausdehnen.

Die goldene Stunde bei Landschaftsaufnahmen

Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

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Goldenes Licht sorgt nicht nur für dramatischere Porträts. Auch Landschaften können vom Winkel und der Farbe des goldenen Lichts sehr profitieren. Vor allem der Himmel hat in der goldenen Stunde mehr Farbe. Besonders wenn es einige Wolken gibt, die die letzten Sonnenstrahlen auffangen. Sogar blauer Himmel kann während der goldenen Stunde blauer aussehen, weil du im Vordergrund richtig belichten kannst. Einige dieser schönen Effekte für Landschaften sind ohne ein Stativ schwer zu erreichen. Wenn du also vor hast, Landschaftsaufnahmen zu machen, dann solltest du dir vorher ein geeignetes Stativ besorgen.

Aufnahme von Bewegungen

Da es während der goldenen Stunde weniger Licht gibt, musst du ein Stativ und lange Verschlusszeiten verwenden, um mehr Bewegungsunschärfe aufzunehmen. Im Gegensatz zur Nacht hast du jedoch noch genügend Licht, um Details aufzunehmen. Ein perfektes Beispiel dafür ist das Fotografieren von bewegtem Wasser. Du kannst die Details des Waldes um einen Bach oder den Strand und Wellen einfangen und gleichzeitig das Gefühl des Dramas mit Wasser verstärken, das an weiche Pinselstriche erinnert. Aber auch Stadtlandschaften mit vielen Menschen oder Verkehr können einen ähnlichen Effekt erzeugen.

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Eine langsame Verschlusszeit macht die Wasserbewegungen weich und verschwommen, aber wir können immer noch die Details der Blätter erkennen (@James Wheeler, pexels.com)

Die Sonne fotografieren

Die goldene Stunde ist die perfekte Zeit, um die Sonne tatsächlich auf dein Bild zu bringen (den Mond zu fotografieren ist wiederum eine ganz andere Sache). Es ist praktisch unmöglich, die Sonne zu anderen Zeiten des Tages wirklich sauber zu fotografieren, geschweige denn mit etwas anderem auf dem Foto. Während der goldenen Stunde kann die Sonne jedoch mit ihrer vollen Dramatik eingefangen werden.

Wenn du keinen abgestuften Neutraldichtefilter verwendest (ein optischer Filter, der eine bessere Kontrolle über die Lichtverhältnisse ermöglicht), wird das Fotografieren der Sonne normalerweise dazu führen, dass der Vordergrund zu einer Silhouette wird. Dieser Kontrast kann jedoch ein markanteres Foto erzeugen und markante Formen im Vordergrund hervorheben.

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Die Aufnahme der Sonne macht sie zum dramatischen Motiv dieses Fotos (@pixabay, pexels.com)

Mehr Details aufnehmen

Hier kommt das Stativ wirklich zum Einsatz. Schatten sind zu dieser Tageszeit länger und tragen dazu bei, mehr Tiefe in deine Fotos zu bringen. Darum solltest du die Tiefenschärfe zu deinem Vorteil nutzen. Mit einer Kamera und einem Objektiv, die dazu in der Lage sind, stellst du deine Blende auf f/16 oder so herunter und verlängerst deine Verschlusszeit, um sie auszugleichen. Dies funktioniert oft am besten, wenn du die Sonne so positionierst, dass dein Licht die Szene von einer Seite des Fotos beleuchtet. Jede Veränderung der Oberfläche oder Textur wird so vom Licht aufgegriffen. Dabei ist es egal ob es sich um zerklüftete Berge oder Grashalme handelt. Licht, das in eine Richtung scheint, und eine geschlossene Blende helfen, diese feinen Nuancen zu erkennen.

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Das Licht, das von rechts nach links über das Foto fällt, hebt die Textur der Sandkörner hervor (@Carl Larson, pexels.com)

Fotografiere die Reflexionen des Himmels

Wenn der Himmel zu diesen Tageszeiten besonders bunt ist, warum fängst du ihn nicht gleich doppelt auf deinem Foto ein? Es ist sehr einfach. Brunnen, Seen, Glas – jede relativ ruhige, glatte Oberfläche reflektiert den Himmel. Spiegelungen sind ein grossartiges Bildgestaltungselement zu fast jeder Tageszeit. Besonders effektiv wirken sie aber während der goldenen Stunde. Dann ist der Himmel mit extrem leuchtenden Farben befleckt. Sogar Eis kann den Himmel etwas reflektieren. Probiere es aus!

Wie sind deine Erfahungen mit der goldenen Stunde? Hast du noch Fragen oder Tipps für uns? Wir freuen uns auf denen Kommentar.

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