Focus Stacking – Scharfe Bilder mit Fokusvariation

Focus Stacking hört sich erst einmal kompliziert an. Ist es aber nicht. Jeder Makrofotograf muss trotz bestem Makroobjektiv feststellen, dass es schwer möglich ist, alle Bildbereiche einer Makroaufnahme gleich scharf abzubilden.  Bei einem Insekt in Großaufnahme sind entweder die Augen scharf oder die Flügel oder der Rumpf, aber nie alles zugleich. Hier schafft das Focus Stacking Abhilfe, ohne dass man dazu viel Ausrüstung benötigt.

focus stacking scharfe bilder

Falls du noch nicht so bewandert bist mit Makroaufnahmen, dann haben wir hier 10 Makrofotografie Tipps für dich.

Was ist Focus Stacking?

Das generelle Problem der Makrofotografie ist die geringe Schärfentiefe: Es ist immer nur ein kleiner Bereich des Bildes scharf. Auch eine hohe Blendenzahl stellt keine umfassende Lösung dar, denn bis zu einer bestimmten Blendenzahl nimmt die Schärfentiefe zwar zu, darüber hinaus nimmt die allgemeine Schärfe jedoch ab. Dies ist auf die Brechung des Lichts an der Blende zurückzuführen. Außerdem wächst mit längeren Verschlusszeiten das Risiko für Bewegungsunschärfe und Verwacklungen.

focus stacking tipps

Die Lösung heißt Focus Stacking (oft auch Foto Stacking genannt). Das Motiv wird mehrmals hintereinander fotografiert, wobei die Schärfe bei jedem Einzelbild jeweils auf eine andere Stelle gelegt wird. Es entsteht eine Bildserie mit vielen verschiedenen Schärfeebenen. Danach montiert eine geeignete Focus Stacking Software die scharfen Bereiche der Einzelbilder zu einem Gesamtbild mit Schärfentiefeerweiterung zusammen.

Ausrüstung  – was braucht man fürs Focus Stacking?

Außer einer Kamera und einem Makroobjektiv (oder Retroadapter, Nahlinse, Zwischenringe) braucht man fürs Focus Stacking in der Makrofotografie unbedingt ein Stativ. Auch ein Fernauslöser ist fürs Focus Stacking empfehlenswert, denn oft kommt es zu Bildverwacklungen, wenn man mit dem Finger auf den Auslöser drückt. Am besten fotografierst du mit Spiegelvorauslösung, denn durch das  vorzeitige Hochklappen des Spiegels wird die Eigenschwingung der Kamera weiter reduziert.

focus stacking fokusvariation

Optional wünschenswert ist ein Makroschlitten , denn der Einstellschlitten ermöglicht es dir, den Fokus in einer bestimmten Einstellung zu belassen und die gesamte  Kamera-Objektiv-Einheit vor- bzw. zurückzubewegen, bis die gewünschte Stelle des Motivs im Fokus liegt.

Bei sehr geringem Abstand zum Motiv ist ein Blitz oder ein Ringblitz beim Foto Stacking unerlässlich. Anregungen zur Ausrüstung und Erfahrungsberichte kannst du auch in diesem Forum finden.

Foto Stacking Kamera Objektive und Zubehör

Die Ausrüstung fürs Foto Stacking hier noch einmal zusammen gefasst. Wir können dir folgende Ausrüstung empfehlen:

Canon Zubehör

Nikon Zubehör

Weiteres Zubehör für Focus Stacking

Scharfe Bilder fotografieren mit Fokusvariation

Mit dieser Anleitung gelingen dir durchgehend scharfe Bilder. So gehst du am besten vor beim Focusstacking:

  1. Such dir ein kleines Motiv, z.B. ein Insekt oder eine Pflanze.
  2. Montiere die Kamera auf dein Stativ und fokussiere manuell den ersten Schärfebereich deines Motivs
  3. Denke an den Weißabgleich und wähle den geeigneten ISO-Wert. Diese Einstellungen müssen während deines Focus Stacking Shootings unverändert bleiben.
  4. Fotografiere dein erstes Bild.
    Wichtig: Dein Motiv sollte sich während der Aufnahmen nicht bewegen!
  5. Drehe an der Einstellschraube des Makroschlittens, damit der Schlitten ca. 2mm vorfährt.
    Fotografiere dein nächstes Bild, etc.

Es geht zur Not beim Foto-Stacking auch ohne Makroschlitten: Fokussiere für das erste Bild die erste Stelle. Drehe dann leicht am Schärfering des Objektivs und kontrolliere die Schärfeeinstellung. Fokussiere z.B erst die Augen des Insekts, mach dein Bild, fokussiere dann die Vorderbeine, mach dein Bild, dann den Rumpf etc., bis du das gesamte Objekt abgedeckt hast.

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Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Am besten du machst genügend Aufnahmen, so dass sich die Schärfeebenen überlappen. Es ist äußerst wichtig, die Bilder zügig hintereinander machen, damit sich das Licht nicht verändert.

Generell kann man sagen, dass Focus Stacking Bilder ungefähr aus 10-20 Einzelbildern bestehen. Als Neuling sollte man mit 4 bis 5 Aufnahmen beginnen und Erfahrungen zu sammeln. Bei Makroaufnahmen mit großem Abbildungsmaßstab braucht man mehr Einzelbilder, um ein durchgängig scharfes Bild zu erhalten.

Focus Stacking Software – Einzelfotos zusammenfügen

Es gibt einige Focus Stacking Softwareprodukte, mit denen das Zusammenfügen der Aufnahmen zu einem Gesamtbild möglich ist.

Focus Stacking mit Photoshop?

Mit Adobe Photoshop CC können die Fotos nur manuell montiert werden, es gibt keinen Automatismus, was bei einer hohen Anzahl an Einzelaufnahmen sehr zeitaufwändig ist.

Empfehlenswerte Software für Focus Stacking

  • PhotoAcute (kostenlos)
  • CombineZM (kostenlos)
  • Helicon Focus (lizenzpflichtig)

Alle Bilder, die du für tauglich hältst, solltest du numerisch in Aufnahmereihenfolge benennen. Zum Beispiel:

1456.raw

1457.raw

1458.raw

Falls du sie vorbearbeiten möchtest, solltest du darauf achten, alle gleich zu bearbeiten.

Die Aufnahmen des Focus Stacking Shootings werden in die Software geladen und entsprechend des Schärfebereichs ausgerichtet, so dass sich eine Gesamtaufnahme ergibt. Dann werden alle Ebenen zu einer verschmolzen. Das Gesamtbild kann dann nach Belieben nachbearbeitet werden.

focus stacking anleitung

Fazit

Während man beim Focus Bracketing automatisch erfasste Bildserien eines Motivs mit unterschiedlicher Scharfstellung bezeichnet, die auch für HDR-Bilder zum Einsatz kommen,  kommt beim Focus Stacking noch das Zusammenfügen der Einzelaufnahmen dazu. Beides ist extrem nützlich, um ein Fotomotiv von vorne bis hinten knackig scharf darzustellen.

pixolum Autor und Fotograf pixolum
Über den Autor

Patrick ist der Gründer von pixolum und versorgt dich seit 2012 mit spannendem Fotografie-Stoff. Neben seiner Leidenschaft für Kameras & Design unterstützt er kreative Köpfe beim Aufbau ihres Business. Er trinkt jeden Tag 7 Kaffees aus der pixolum Tasse, ist absoluter SEO Nerd und beginnt mehr, als er zu Ende bringen kann.

10 Gedanken und Fragen

  1. Lukas

    Wirklich eine coole Möglichkeit, seinen Fotos mehr Tiefe zu geben und so noch mal eine ganz besondere Bildwirkung zu erzielen. Hatte bisher noch gar nichts über diese Technik gehört. Muss ich aber auch demnächst mal ausprobieren…

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  2. Fausi

    Mit AFFINITY PHOTO gelingt staking im Handumdrehen und ist d e r Photoshop Killer schlechthin

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  3. Wilfried

    Hallo,
    also irgendwie verstehe ich das noch nicht ganz.
    Wenn du in Schritt 5 den Schlitten um 2 mm bewegst, dann ändert sich doch die Größe des Motivs ???
    Oder habe ich da einen Knopf in meinen Gedanken?

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    1. Alice Parrot

      nicht den Zoom-Ring sondern den Ring zum fokussieren dreht man 😉

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      1. Martin Berlinger

        Nein, das würde mich auch interessieren. Es geht ja darum, den Schlitten um 2mm zu bewegen und in diesem Fall nicht einen der Ringe am Objektiv.

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    2. Heinz

      Wilfried hat batürlich Recht

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  4. Christian

    Hallo, natürlich geht Photo Stacking mit Photoshop! Bilder auswählen, bearbeiten>Ebenen automatisch überblenden>Bilder stapeln. Das geht schon seit Ewigkeiten.

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  5. Hartmut

    Photoshop will immer alles können, aber manchmal sind Spezialprogramme, wie z.B. Focus projects 4 professional, eben doch besser. Man kann das auch ausprobieren.

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  6. Bracketing - Belichtungsreihe Anleitung und Tipps

    […] eines, bei dem die Schärfe etwa in der Mitte liegt. In diesem Fall spricht man aber dann schon von Focus Stacking. Auf den ersten Blick nimmt die Belichtungsreihe nur Speicherplatz in Anspruch und verschwendet […]

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  7. Petra

    Ich kann die Software Focus Projects von Franzis empfehlen.

    Viele Grüße

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