Fashion Fotografie im Studio: Tipps für Anfänger

Sei es als Hobbyfotograf, Blogger oder Einsteiger: Wenn du dich in der Fashion Fotografie ausprobieren möchtest, solltest du dich erst einmal mit den Grundlagen vertraut machen. Prinzipiell stehen dir dafür zwei verschiedene Möglichkeiten offen – entweder die Outdoor Fotografie oder jene im eigenen Studio. Je besser du weißt, worauf es bei der Fashion Fotografie ankommt, welches Equipment du benötigst und wie du damit das Meiste aus deinen Bildern herausholst, desto schneller erreichst du ein (semi-) professionelles Level.

fashion fotografie im studio
fotolia | Urheber: alfa27

Definition: Was macht die Fashion Fotografie aus?

Es gibt viele verschiedene Arten und Stilrichrungen der Fotografie. Von der abstrakten Fotografie, über die Unterwasserfotografie, bis hin zur Produkt-Fotographie. Das dürfte dir mittlerweile klar sein. Jeder Fotograf, sei es nur ein Hobby oder sein Hauptberuf, spezialisiert sich deshalb in der Regel irgendwann auf einen Bereich. Die Fashion Fotografie ist dabei also eine von vielen Möglichkeiten. Sie wird auch als Modefotografie bezeichnet. Der Name ist Programm, denn bei der Modefotografie geht es in erster Linie darum, Mode wie eben Kleidungsstücke, Schuhe, Accessoires oder ganze Outfits optimal in Szene zu setzen.

Das Model selbst nimmt dabei eher eine Nebenrolle ein. Es ist sozusagen austauschbar und als Persönlichkeit auf dem Bild nicht relevant. Dessen Hauptaufgabe besteht stattdessen im perfekten sowie oftmals extravaganten Posing. Ziel ist eine stimmige sowie einzigartige Gesamtkomposition, bei welcher die Mode deutlich in den Vordergrund tritt. Wie dieses Ziel schlussendlich umgesetzt wird, ist jedoch der Fantasie des Fotografen überlassen und so gibt es von bunten Bildern in Bewegung über elegante Fotos in monochromen Farben beinahe alle denkbaren Ausprägungen der Modefotografie. Mittlerweile hat sich die Fashion Fotografie daher von der reinen Produktfotografie zu einer eigenen Kunstform entwickelt und erfreut sich steigender Beliebtheit – auch bei Anfängern.

Fashion Fotografie ist mehr als „nur“ Mode

Die erste sowie wichtigste Lektion für jeden Fotografen, welcher sich mit der Modefotografie auseinandersetzen möchte, lautet: Bei der Fashion Fotografie steht zwar die Kleidung im Vordergrund, dennoch muss mit einem guten Foto mehr transportiert werden als eben nur die Mode. Stattdessen geht es um ein Lebensgefühl. Ein Rock kann im Wind wehend auf einer steilen Klippe im Sonnenschein dargestellt werden oder in moderner Pose im Studio. In beiden Fällen mag das Produkt klar erkennbar sein – dennoch entsteht ein gänzlich anderes Bild mit unterschiedlichem Lebensgefühl. Als Fotograf/in musst du dir daher vor dem Shooting nicht nur die Frage stellen, welche Kleidungsstücke, Accessoires & Co du in Szene setzen möchtest, sondern in erster Linie: wie?!

Deinen eigenen Stil finden

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fotolia | Urheber: Andrey Kiselev

Genau diese Vielseitigkeit ist es aber auch, welche die Fashion Fotografie so beliebt macht und dir eine Menge künstlerischen Spielraum eröffnet. Es gilt daher, deinen eigenen Stil zu finden und deinen Fotos somit eine unverkennbare Handschrift zu verpassen. Outdoor oder Studio? Männliches oder weibliches Model? Bunt oder monochrom? Statisch oder in Bewegung? Zoom oder Festbrennweite? Natürliches oder künstliches Licht? Diese und viele weitere Frage gilt es, vor einem Modeshooting zu beantworten. Denn Mode wird oft als „Strecke“ fotografiert, sprich mehrere Teile einer Kollektion sollen als einheitliche Bilderstrecke präsentiert werden. Zumindest solche zusammengehörigen Bilder müssen demnach eine unverkennbare Handschrift tragen und dadurch ein stimmiges Gesamtbild ergeben.

Vorbereitung ist das A und O

Bei der Modefotografie ist die konkrete Umsetzung meist weniger Arbeit als die Vorbereitung eines entsprechenden Fotos, beziehungsweise einer solchen Bilderstrecke. Hir findest du eine Liste mit den 10 wichtigsten Schritten für die Planung deines Fashion Shootings. Da erklären wir dir auch alle Branchen Begriffe wie Callsheet, Storyboard und Moodboard.

Es geht nicht darum, die Welt möglichst realitätsnah oder den Menschen als Persönlichkeit darzustellen. Stattdessen kreierst du mit der Fashion Fotografie eine Art Fantasiewelt. Sie darf gerne verrückt, bunt, faszinierend, mystisch oder auf andere Art und Weise einzigartig sein – und sie muss mit der Realität nichts zu tun haben. Aus diesem Grund sind Fotos aus dem Bereich Fashion Fotografie oft stark bearbeitet. Zudem können kräftige Farben, Lichteffekte und Requisiten zum Einsatz kommen. Für einige professionelle Shootings werden sogar ganze Sets im Studio gebaut, ähnlich einem Filmset für den neuen Hollywood-Streifen oder bei einem Food-Shooting. Klar, dass das für dich als Anfänger nicht in Frage kommt. Dennoch bist du für den Einstieg in einem eigenen (kleinen) Heimstudio durchaus gut aufgehoben. PS: Hier findest du unsere besten Tipps zur Food Fotografie.

Ausrüstung für die Modefotografie

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fotolia | Urheber: Patrick Daxenbichler

Neben der Grundausstattung für dein Fotostudio zu Hause ist es dann sinnvoll, für Shootings aus dem Bereich Fashion Fotografie zusätzliches Equipment anzuschaffen. Dazu gehören einerseits so viele Requisiten wie möglich, um eben eine solche Fantasiewelt zu erschaffen. Prinzipiell kannst du als Fotograf*in niemals zu viel Requisiten haben. Nicht fehlen dürfen zudem Metallklammern. Solche Klammern kommen meist am Rücken oder an einer anderen auf dem Bild nicht sichtbaren Stelle zum Einsatz, damit das Kleidungsstück dem Model wie angegossen passt und somit auf dem Foto keine unschönen Falten wirft oder zu locker sitzt.

Andererseits ist Wind für die Fashion Fotografie beinahe unverzichtbar. Denn etwas Wind in den Haaren oder wehende Kleider und Röcke sehen unmittelbar professioneller aus und bringen das gewisse Etwas in dein Bild. Hierfür stehen dir verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, vom Föhn über einen Ventilator bis hin zur professionellen Windmaschine. Last but not least, darf natürlich die Essenz der Fashion Fotografie nicht fehlen: das richtige Outfit!

Tipps und Tricks für das perfekte Bild

Prinzipiell hast du bei der Fashion Fotografie viel Gestaltungsspielraum und kannst somit deiner Kreativität freien Lauf lassen. Dennoch gibt es einige Anhaltspunkte, welche oft als Stilmittel in der Modefotografie eingesetzt werden und dir somit als Orientierung für ein „perfektes“ Bild dienen können:

  • Nachdem das Set aufgebaut und das notwendige Equipment startklar ist, brauchst du noch das passende Model. Einerseits muss es natürlich in die Kleidung, Schuhe & Co passen, sprich die richtige Größe haben. Andererseits werden für die Fashion Fotografie gerne hübsche, aber möglichst stereotype Models ausgewählt. Das bedeutet, dass sie möglichst unauffällige Gesichtszüge haben – ein Gesicht sozusagen, wie man es auf der Straße jeden Tag sieht. Sie sollen schließlich nicht als Persönlichkeit hervortreten, sondern als eine Art lebendige Schaufensterpuppe die Mode präsentieren, um es salopp zu formulieren.
  • Das Styling spielt dabei ebenfalls eine wichtige Rolle: Haare und Foto-Makeup werden bestenfalls von einem Profi übernommen. Sie sind bei der Fashion Fotografie gerne extravagant gestaltet und gehen mit den aktuellen Trends. Kräftige Farben, dunkler Lidschatten, meterhohe Frisuren, buschige Augenbrauen oder auffällige Blumen in den Haaren – solche Gestaltungsmerkmale sind zwar kein Muss in der Modefotografie, werden aber oft und gerne eingesetzt. Wie genau das optimale Styling aussieht, hängt natürlich stark von der präsentierten Mode, dem angedachten Bildstil sowie dem Gesamtkonzept ab. Dennoch ist auch hierbei das Ziel, nicht das Model per se hervorzuheben, sondern die Gesichtszüge so zu betonen, dass die Individualität verschwindet und ein Stereotyp entsteht.
  • Das Posing ist immens wichtig in der Modefotografie und unterscheidet ein gutes Fashion- von einem 08/15-Model. Bei der Fashion Fotografie muss von den Zehenspitzen bis zum Kopf jedes Detail stimmen. Schon ein abstehender kleiner Finger kann hingegen das ganze Bild unprofessionell wirken lassen. Wichtig ist daher die Auswahl eines Models, welches die perfekten sowie extravaganten Posen beherrscht, die in der Fashion Fotografie üblich sind, beziehungsweise die du dir für das Projekt vorstellst. In der Regel blickt das Model zudem nicht direkt in die Kamera, sondern knapp daran vorbei oder in die Ferne – um die Augen des Betrachters nicht auf das Gesicht, sondern auf die Kleidung zu lenken. Lies hier unsere Anleitung mit 15 Modelposen, die du kennen must.
  • Zuletzt fehlt nur noch der letzte Schliff. Bilder aus der Fashion Fotografie werden in der Regel High-End bearbeitet. Eine starke Retusche der Haut, eine extreme Veränderung der Farben sowie eine Bildoptimierung bis zur Perfektion sind dabei nur einige Beispiele für die übliche Nachbearbeitung, welche die Modefotografie so einzigartig und ihre Ergebnisse so faszinierend macht.

Schlussendlich kannst und musst du natürlich deinen eigenen Stil finden – und dabei stehen dir von natürlich bis zum „Alice im Wunderland“-Style sämtliche Möglichkeiten offen. Die Fashion Fotografie bietet dir eine Menge kreativen Spielraum und ist eine der höchsten Kunstformen in der Fotografie. Jeder Hobby- oder professionelle Fotograf sollte sich daher zumindest einmal genauer mit der Modefotografie auseinandersetzen und prüfen, ob er oder sie darin die eigene Leidenschaft findet. Brauchst du noch sonstige Foto Ideen? Hier gehts lang.

1 Gedanken und Fragen

  1. Heinz Fröhlke

    Schöne, lesbare Anleitung für Hobbyfotografen mit hohem Anspruch. Einfache aber sinnvolle Systematisierung/Kategorisierung mit sinnvollen Exkursen. Gesamturteil: gut.

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