Was ist der Bulb Modus? 5 Beispiele mit Langzeitbelichtung

Der Bulb Modus bietet eine Antwort auf viele kreative Fragen: Hast du dich zum Beispiel schon einmal gefragt, wie du gestochen scharfe Bilder des nächtlichen Sternenhimmels oder eines gigantischen Feuerwerks produzieren kannst? Hier findest du eine ausführliche Erklärung des Bulb Modus und wie du ihn auf deiner Kamera findest. Lass dich erleuchten!

Bulb-Modus Milchstraße
Milchstraße (@Philippe Donn, Pexels)

Was ist der Bulb Modus?

Unter Bulb Modus versteht man in der Fotografie eine Option zur Regelung der Verschlusszeit. Er kann im manuellen Modus der Kamera eingestellt werden. Mit seiner Hilfe wird die Verschlusszeit nach eigenem Ermessen variiert: zwischen einer Sekunde, einer Minute, einer Viertelstunde oder – je nach Gerät – unbegrenzter Belichtungsdauer ist jedes gewünschte Intervall möglich.

Kurz gesagt:

Die Funktion des Bulb Modus besteht im Wesentlichen darin, dass der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt, solange der Auslöser gedrückt gehalten wird. Dabei ist die Obergrenze der Belichtungsdauer abhängig vom Kameramodell. Bei einigen Geräten beträgt sie 30 Minuten, bei anderen kannst du so lange belichten, bis der Akku aufgibt.

Bulb Modus einstellen

Obwohl heutzutage nicht alle Kameras über die Option des Bulb Modus verfügen, ist er doch bei den meisten DSLR– und spiegellosen Kameras integriert – so etwa bei allen entsprechenden Geräten von Nikon, Canon, Sony, Fuji, Olympus und Pentax.

Ob deine Kamera den Bulb-Modus unterstützt, ist sehr einfach festzustellen: Wähle den manuellen Kameramodus aus und schalte dann auf die längst mögliche Belichtungsdauer um. Im Normalfall erscheint nach ca. 30 Sekunden die Anzeige „B“!

Bulb-Modus-Kamera-Manuell
Kamera im manuellen Modus (@PhotoInspirator, YouTube)

Weshalb der Name „Bulb“?

Bei den frühen Kameramodellen wirkte eine pneumatische Ventil-Birne (engl. “bulb“) als Drahtauslöser. Optisch ähnelte sie der kleinen Pumpe an einer Blutdruckmanschette. Der Auslöser funktionierte durch einen Luftstoß aus der Birne. Solange die Birne gedrückt blieb, wurde belichtet; mit dem Loslassen wurde der Verschluss geschlossen.

Moderne Drahtauslöser funktionieren anders: Eine eingebaute Haltefunktion erleichtert dem Fotografen die Arbeit. Dies funktioniert, indem die Belichtung nach ihrer Betätigung beliebig lange andauert, bis die Funktion wieder deaktiviert wird. Das ist wesentlich bequemer als mitten im kreativen Prozess ständig eine Birne gedrückt zu halten!

Wann solltest du den Bulb Modus verwenden?

Der Bulb-Modus eignet sich vor allem für Langzeitbelichtung in der Nachtfotografie. Dabei ist der größte Vorteil, dass die Belichtungsmöglichkeiten die auf DSLR-Kameras meist vorgegebenen 30 Sekunden (Anzeige: 30“) weit übersteigen.

Bulb-Modus-Kamera-Bulb
Kamera im Bulb-Modus (@PhotoInspirator, YouTube)

Korrekte Anwendung des Bulb Modus

Bei deinen ersten Erfahrungen mit dem Bulb Modus kann die Anzeige „B“ verwirrend sein. Durch einen einfachen Klick auf den Auslöser unter Anwendung des Bulb Modus entsteht beispielweise nur eine Belichtungszeit von dem Bruchteil einer Sekunde. Man muss also wissen, dass der Auslöser gedrückt bleiben muss.

Der Grund dafür ist einleuchtend: Der Bulb-Modus erfasst als Belichtungsdauer exakt den Zeitrahmen, indem der Auslöser gedrückt gehalten wird. Wenn du den Auslöser also für 45 Sekunden gedrückt hältst, entsteht eine Belichtung von eben diesen 45 Sekunden. Dementsprechend beträgt die Belichtungsdauer bei einem einfachen Klick eine halbe Sekunde oder sogar weniger.

Problematiken des Bulb Modus

Im Grunde genommen ist es nicht sinnvoll, den Bulb Modus bei einer Belichtungsdauer von unter 30 Sekunden (bzw. der längsten nativen Verschlusszeit deiner Kamera) zu verwenden. Wenn man jedoch den nächtlichen Sternenhimmel fotografieren möchte, kann der Bulb Modus durch eine präzise Belichtungseinstellung dabei helfen, unerwünschte Sternspuren zu vermeiden. In den meisten Fällen aber ist selbst dies zu viel des Guten.

Bei all den Vorteilen des Modus verbleibt dennoch ein großes Anwendungsproblem: Durch die Betätigung des Auslösers ist eine Verwacklungsunschärfe nahezu unumgänglich. Selbst unter der Verwendung eines hochwertigen und sehr stabilen Stativs wirkt sich das natürliche Beben der Hände negativ auf die Bildqualität aus. Die beste Lösung für das Dilemma der Unschärfe ist die totale Ruhigstellung der Kamera, indem jede Berührung vermieden wird: ein Fernauslöser!

4 Perfekte Gelegenheiten für den Bulb Modus

#1 Blitz-Fotos

Bulb-Modus Blitzschlag
Blitzschlag bei Nacht (@Johannes Plenio, Pexels)

Der Bulb Modus eignet sich ideal zum Fotografieren von Blitzen – die Flexibilität der Belichtungsdauer erlaubt schnelles Reagieren auf Veränderungen der Umstände. In solchen Momenten kann eine fix eingestellte Belichtungsdauer sehr unpraktisch sein. Wie gehts du am besten vor?

  1. Wenn du einen Blitz fotografieren möchtest, montierst du zunächst deine Kamera auf einem Stativ und aktivierst den Bulb-Modus
  2. Dann schließt du den Fernauslöser an und startest die Belichtung. So entsteht das Foto, während du das Blitzschauspiel beobachtest
  3. Sobald dein mentales Bild gelungen erscheint, beendest du die Belichtung. Dabei profitierst du von der Flexibilität des Bulb-Modus: Bei einer vorab festgelegten Belichtungsdauer gingest du das Risiko ein, dass ein weiterer Blitz das Bild zerstört

#2 Sternspuren

Bulb-Modus Sternspuren
Sternspuren, fotografiert mit Langzeitbelichtung (@James Wheeler, Pexels)
Unsere Fotoausrüstung

Du fragst dich mit welcher Ausrüstung wir fotografieren? Hier findest du unser Equipment.

Ausrüstung anzeigen

Durch die Rotation der Erdkugel verändert sich die Position der Sterne am Nachthimmel ständig. Diese Wanderung kann durch eine Belichtung von 20 Minuten oder mehr wunderbar eingefangen werden. So sehen alle Sterne auf deiner Aufnahme aus wie fallende Sternschnuppen – ein faszinierendes Motiv! Mehr Information zur Astro-Fotografie findest du hier. Oder auch das Tutorial zu Startrails-Fotografie ist ein absolutes Muss!

#3 Lichtmalerei

Bulb-Modus Lichtmalerei
Lichtmalerei im Bulb-Modus (@Shane Aldendorff, Pexels)

Wenn der Fotograf in einer dunklen Umgebung mit dem Licht einer oder mehrerer Taschenlampen auf ein Objekt „malt“ und dies mit dem Bulb-Modus einfängt, spricht man von Lichtmalerei. Probiers doch selbst einmal aus mit unserer Anleitung!

 #4 Feuerwerk

Bulb-Modus Feuerwerk
Feuerwerk, fotografiert mit Langzeitbelichtung (@Pixabay, Pexels)

Wie beim natürlichen Blitzspektakel ist es auch beim Fotografieren von Feuerwerk von Vorteil, die Belichtungsdauer exakt kontrollieren zu können.

So findest du einen Fernauslöser für deine Kamera

Glücklicherweise sind Fernauslöser meist relativ erschwinglich. Da sie nicht universell anwendbar sind, ist es jedoch wichtig, das für deine Kamera passende Modell zu wählen.

Am besten suchst du einfach auf Amazon nach dem Modell deiner Kamera mit dem Zusatz „Fernauslöser“. Dabei wirst du feststellen, dass die Geräte von Topmarken wie Canon, Nikon, Fuji u.a. wesentlich teurer sind als no-name Alternativen. Meiner Meinung nach lohnt es sich hier NICHT, so viel Geld zu investieren. Orientiere dich am besten an den Bewertungen und wähle ein günstigeres Modell.

Bulb oder Zeitbelichtungs-Modus?

Einige neuere Kameras verfügen über eine Funktion, die den Bulb-Modus noch übertrumpft: den Zeitbelichtungs-Modus. Bei seiner Verwendung muss der Auslöser nicht gedrückt gehalten werden. Es genügt stattdessen jeweils ein Klick zu Anfang und Ende der gewünschten Belichtungszeit. Leider ist diese großartige Option nicht in allen Kameras integriert, man findet sie jedoch bei einigen und sogar recht preisgünstigen Modellen, wie z.B. der Nikon D5600.

Wenn deine Kamera über den Zeitbelichtungs-Modus verfügt, erübrigt sich der Gebrauch des Bulb Modus mehr oder weniger. Der Zeitbelichtungs-Modus weist die selben Vorteile auf, erfordert dabei aber nicht die Verwendung eines Fernauslösers. Die Aktivierung des Zeitbelichtungs-Modus ist dieselbe wie die des Bulb-Modus: die manuelle Einstellung der Belichtungsdauer auf mehr als 30 Sekunden. Der Modus wird meist als „T“ angezeigt.

Bildrauschen in der Langzeitbelichtung

Die Ergebnisse des Bulb- und Zeitbelichtungs-Modus beim Fotografieren in dunkler Umgebung sind oft erstaunlich und faszinierend. Dennoch besteht bei langer Belichtungsdauer immer das Risiko einer Verschlechterung der Bildqualität.

Mit laufender Belichtungszeit erhitzen sich die Kamerasensoren, was sich dann als Bildrauschen niederschlägt. In kälterer Umgebung ist dieses sogenannte „thermische Rauschen“ weniger problematisch, kann jedoch trotzdem von Zeit zu Zeit auftreten. Außerdem treten eventuelle Pixelfehler bei langer Belichtung stärker hervor.

Lösungsansätze für Bildrauschen

Die einfachste Lösung hierfür wäre, zu lange Belichtungszeiten (8-10 Minuten und aufwärts) zu umgehen. Dies ist jedoch nicht immer möglich oder sinnvoll. Wenn du also unbedingt mit so langer Belichtungsdauer arbeiten möchtest, bieten sich folgende Lösungen an:

Tipp #1: Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung

Zunächst könntest du die Einstellung „Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung“ aktivieren. Dies löst eine zweite, kurz nach deiner Aufnahme erfolgende Belichtung mit geschlossenem Kameraverschluss – also ein dunkles Bild – aus. Durch die Subtraktion des zweiten von dem ersten Bild werden das Rauschen und die Pixelfehler eliminiert bzw. minimiert. Diese Methode hat jedoch zur Folge, dass sich die Aufnahmedauer eines jeden Bildes verdoppelt, da ja immer zwei Aufnahmen erstellt werden müssen. Bei einer Belichtungsdauer von 10 Minuten oder mehr ist das extrem zeitraubend.

Tipp #2: Kürzere Belichtung in Serie

Um dies zu umgehen, ist es auch möglich – im Bulb- bzw. Zeitbelichtungs-Modus, jedoch mit etwas erhöhtem ISO – statt einer langen, eine Serie kürzerer Belichtungen zu erzeugen. Dazwischen sollte etwas Zeit entstehen, damit sich die Kamera abkühlen kann. Mit dieser Technik lässt sich das Bildrauschen mit Adobe Photoshop ausbalancieren. So wird eine Langzeitbelichtung „simuliert“, obwohl sie so tatsächlich nicht stattgefunden hat.

Diese Technik kann jedoch für Ungeübte etwas zu kompliziert sein. Es empfiehlt sich daher, sich zunächst mit dem Bulb Modus vertraut zu machen.

Fazit

Hier noch einmal zusammengefasst die wichtigsten Informationen zum Bulb Modus:

  • Beim Bulb-Modus handelt es sich um eine Kameraoption, mit der die Belichtungsdauer nach oben hin flexibel kontrolliert werden kann.
  • Besonders von Vorteil ist der Modus in der Nachtfotografie, z.B. für Blitze, Sternspuren, Lichtmalerei oder Feuerwerk.
  • Bei Belichtungszeiten von weniger als 30 Sekunden lohnt sich der Gebrauch des Modus in den meisten Fällen nicht.
  • Um einer Bildverwacklung vorzugreifen, ist die Verwendung eines Fernauslösers empfehlenswert.
  • Eine eventuell bessere Alternative zum Bulb-Modus bildet bei einigen Kameras der Zeitbelichtungs-Modus.
  • Bei beiden Modi können Bildrauschen und/oder Pixelfehler als Störfaktoren auftreten, mögliche Lösungen dafür sind der Gebrauch der Einstellung „Rauschunterdrückung bei Langzeitbelichtung“ oder die Aufnahme von kürzeren Belichtungen in Serie.

Ich hoffe, dass dieser Artikel vor allem Anfängern im Bereich der Langzeitbelichtungs-Fotografie weiterhelfen konnte. Aufnahmen mit langer Belichtungsdauer können den Blick auf die Welt komplett verändern – es lohnt sich!

pixolum Autor und Fotograf Sophia
Über den Autor

Sophia ist Künstlerin, Schreiberin und Lehrerin. Sie liebt nichts mehr als Kreativität und die Schönheit der Einfachheit. So geht sie die Dinge auch etwas langsamer an. Ihr entgeht dadurch aber auch nichts (wirklich nichts) – weder eine fotografische Szene, noch irgendeine Bewegung im Team entzieht sich ihrem Blick.

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