Bildstabilisator im Objektiv vs. Kamera-intern. Was ist besser?

Bestimmt hast du schon die Erfahrung gemacht, dass ein Bildstabilisator ein sehr nützliches Werkzeug ist, um deinen Bildern eine optimale Schärfe zu verleihen. Doch was hat es mit den beiden Varianten, Bildstabilisator im Objektiv und Kamera-intern auf sich? Warum gibt es sie, was sind ihre Unterschiede und was ist nun besser? Das möchte ich in diesem Artikel etwas näher beleuchten.

bildstabilisator kamera
Der Bildstabilisator ist ein wichtiges Werkzeug für optimale Schärfe.

Die Bildstabilisator-Debatte

Vielleicht weißt du, dass vor allem die beiden Topmarken Nikon und Canon sich auf Bildstabilisatoren im Objektiv konzentrieren. Andere Hersteller wie Sony und Pentax dagegen sind von einem Kamera-internen Bildstabilisator (auch Body-Stabilisierung genannt) überzeugt. Diese Debatte kommt gerade in letzter Zeit wieder auf. Das liegt vor allem daran, dass Sony und andere Marken ihre Produkte mit elektronischem Sucher extrem weiterentwickelt haben. In Zeiten des optischen Suchers war nämlich genau dieser das stärkste Argument für den Objektiv-Bildstabilisator. Es war nicht möglich, die Effekte der Stabilisierung durch den Sucher einer traditionellen DSLR Kamera zu erkennen.

Seitdem die meisten spiegellosen und einige SLR Kameras über einen elektronischen Sucher (EVF = engl. „electronic viewfinder“) verfügen, fällt dieses Problem also weg. Die Stabilisierungs-Effekte sind nämlich sowohl durch den Sucher als auch auf dem LCD-Display erkennbar. Es stellt sich also die Frage:

Hat ein Bildstabilisator im Objektiv trotzdem noch Vorteile gegenüber einem Kamera-internen Stabilisator? Oder sollten auch Nikon und Canon endlich einen Bildstabilisator in ihre neuen Kameramodelle aufnehmen?

Ein Blick in die Vergangenheit

Warum gibt es den Objektiv-Bildstabilisator?

bildstabilisator
Einen Bildstabilisator in eine analoge Kamera einzubauen war sehr kompliziert und teuer.

Der wichtigste Grund für Nikon und Canon, einen Bildstabilisator in ihre Objektive zu integrieren, war ein ganz einfacher: die Kosten. Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass es schon schwierig ist, überhaupt einen Sensor in der Kamera zu bewegen. In einer – damals aktuellen – analogen Kamera musste allerdings nicht nur der Sensor, sondern zusätzlich noch die 35mm große Filmrolle bewegt werden, um das Bild zu stabilisieren! Das war technisch höchst kompliziert und damit auch extrem kostspielig.

Als Canon und Nikon ihre ersten Objektive mit Bildstabilisator entwickelten (Canon 1995, Nikon 2000), gab es zwar schon die ersten Digitalkameras, der Großteil ihrer Kunden fotografierte aber noch analog. Das lag zum einen daran, dass ihnen die Umstellung nach vielen Jahren der analogen Fotografie schwerfiel (und vielleicht auch gar nicht so attraktiv vorkam), zum anderen an den damaligen Preisen für Digitalkameras (ca. 30.000€). Das Bedürfnis nach einem Bildstabilisator, vor allem unter Wildlife- und Sportfotografen, war allerdings dringend. Deshalb war ein Bildstabilisator im Objektiv zu diesem Zeitpunkt die günstigste und beste Lösung.

Entwicklung eines Kamera-internen Bildstabilisators

bildstabilisator Minolta
Die erste Kamera mit eingebautem Bildstabilisator stammte von Konica Minolta.

Im Laufe der Zeit wurden die Digitalkameras sowohl besser als auch günstiger, und fanden deshalb immer mehr Nutzer. Den ersten Kamera-internen Bildstabilisator entwickelte die Marke Konica Minolta (später von Sony aufgekauft) in ihrem Kameramodell Minolta DiMAGE A1. Es dauerte nicht lang, bis immer mehr Hersteller ihrem Beispiel folgten. Der größte Vorteil dieser Technologie: Sie ließ sich mit jedem beliebigen Objektiv verwenden, egal ob digital oder analog.

Diese neue Entwicklung ermöglichte es Konica Minolta und anderen kleineren Marken, mit den Marktführern Nikon und Canon in Konkurrenz zu treten. Allerdings hatten die Kamera-internen Bildstabilisatoren auch ihre deutlichen Nachteile, vor allem aufgrund der Konstruktion traditioneller DSLR Kameras. Wie schon erwähnt waren die Stabilisierungseffekte nicht durch den Sucher erkennbar – aus dem einfachen Grund, dass der Spiegel den Sensor blockierte. Außerdem funktionierte der Stabilisator kaum in Kombination mit langen Teleobjektiven, da die großen Unterschiede in der Brennweite eine fast unmöglich große Bewegung des Sensors erforderten. Somit blieben Nikon und Canon mit ihren immer weiter verbesserten Objektiven weiter die Vorreiter in Sachen Bildstabilisator.

Bildstabilisator vs. Vibrationsreduktion vs. Optische Stabilisierung

Bestimmt sind dir diese drei Begriffe schon einmal begegnet. Vielleicht hast du dich gefragt, was denn die Unterschiede zwischen den Bezeichnungen sind. Tatsächlich bedeuten alle drei exakt das Gleiche – verschiedene Hersteller benutzen einfach unterschiedliche Namen dafür. Canon verwendet den Begriff Bildstabilisator (engl. „Image Stabilization“= IS), Nikon nennt es Vibrationsreduktion (engl. „Vibration Reduction“ = VR), Sigma und andere sprechen von Optischer Stabilisierung (engl. „Optical Stabilization“ = OS). Der einfache Grund für diese unterschiedliche Namensgebung ist das Bedürfnis der Marken, sich voneinander zu abzuheben und ihre Produkte so besser vermarkten zu können.

Bildstabilisator im Objektiv vs. Kamera-intern

Inzwischen kennst du also die technischen und historischen Gründe für die Existenz der beiden Bildstabilisator-Varianten. Lass uns nun einen Blick auf ihre jeweiligen Vor- und Nachteile werfen und so unsere Fragen vom Anfang klären!

Bildstabilisator im Objektiv: Pro und Kontra

Bevor wir die Vor- und Nachteile des Objektiv-Bildstabilisators genauer betrachten, siehst du sie hier schon einmal in der Übersicht (in orange = historische, nicht mehr zutreffende Punkte):

Positiv
  • Effektivität des Objektivs
  • Verwendung mit Teleobjektiven
  • Guter Effekt auch bei schwächerem Licht
  • Stabilisierung durch den Sucher sichtbar
  • Kameragehäuse kleiner und preiswerter
  • Funktioniert auch mit Filmkameras
Negativ
  • Schlechte Verfügbarkeit
  • Höherer Preis
  • Schwierigkeiten mit dem Bokeh-Effekt
  • Erneuerung von Objektiven notwendig
  • Störende Geräusche

Vorteile

#1 Effektivität des Objektivs
bildstabilisator auto
Der „Active“ Modus erlaubt dir, auch aus einem fahrenden Auto heraus scharfe Bilder aufzunehmen.

Auch wenn es bis jetzt nicht eindeutig nachgewiesen ist, versprechen sowohl Canon als auch Nikon eine größere Effektivität ihrer Bildstabilisatoren. Die ergibt sich aus der Möglichkeit, die Wirkung individuell an verschiedene Objektive anzupassen. Dabei spielen vor allem Größe, Gewicht und Brennweite eine Rolle. So können verschiedene, speziell auf das Objektiv zugeschnittene Stabilisierungs-Optionen einen idealen Effekt erzeugen.

Einige Bildstabilisator-Systeme verfügen zum Beispiel über einen „Active“ Modus speziell für Aufnahmen aus einem bewegten Auto/Schiff etc. heraus. Andere erkennen automatisch verschiedene Arten von Bewegung und aktivieren bzw. deaktivieren dementsprechend die Stabilisierung (z.B. bei Verwendung eines Stativs). Solche Zusatzeinstellungen sind bei einem Kamera-internen Bildstabilisator nicht denkbar, es sei denn man programmiert jedes Objektiv einzeln in die Firmware der Kamera ein.

#2 Verwendung mit Teleobjektiven

Wie bereits erwähnt erfordern längere Objektive eine viel größere Bewegung des Sensors, die von Kamera-internen Bildstabilisatoren nicht geleistet werden kann. Erst vor kurzem hat Sony ein neues 500 mm f/4 Objektiv angekündigt – seine Konkurrenz mit den entsprechenden 500 mm Nikon / Canon Objektiven mit langer Verschlusszeit wird sicher spannend!

#3 Guter Effekt auch bei schwächerem Licht
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Da das Bild bereits vom Objektiv stabilisiert auf den Sensor trifft, können Belichtungsmessung und Autofokus präzisere Ergebnisse liefern.

Historische Argumente (nicht mehr aktuell!)

#1 Stabilisierung durch den Sucher sichtbar

Dieser Vorteil hat nur beim Vergleich von DSLR Kameras Gewicht. Bei den Modellen mit elektronischem Sucher (spiegellose und Sony SLT Kameras) sind die Stabilisierungs-Effekte problemlos erkennbar.

#2 Kameragehäuse kleiner und preisgünstiger

Auch dieses Argument ist bei modernen Kameras nicht mehr zutreffend, da das Einbauen von Bildstabilisatoren ins Kameragehäuse viel einfacher und damit auch günstiger geworden ist. Tatsächlich kosten die meisten Kameras mit Bildstabilisator weniger als die von Canon oder Nikon.

#3 Funktioniert auch mit Filmkameras

„Na und?“, werden die meisten digitalen Fotografen hier mit einem Achselzucken sagen. Außerdem hat Nikon bei den meisten neueren Objektiven auf den Blendenring verzichtet, was die Kombinationsmöglichkeiten mit analogen Kameras noch weiter einschränkt.

Nachteile

#1 Schlechte Verfügbarkeit

Obwohl Canon und Nikon auch ihre älteren Objektive ständig aktualisieren, gibt es immer noch einige Modelle (z.B. Festbrennweiten und Weitwinkelobjektive) ohne Bildstabilisator. Brauchen würde man ihn aber idealerweise bei allen Objektiven, Ultra-Weitwinkelobjektive eingeschlossen.

#2 Höherer Preis

Da gibt es nichts zu diskutieren – Objektive mit Bildstabilisator sind definitiv teurer als die ohne.

#3 Schwierigkeiten mit dem Bokeh-Effekt

Vielleicht kommt dieser Punkt unerwartet für dich. Tatsächlich ist es aber so, dass das ins Objektiv einfallende Licht durch den Stabilisator von seinem Weg abgelenkt wird und dadurch der Bokeh-Effekt negativ beeinflusst werden kann.

#4 Erneuerung von Objektiven notwendig

Ein Beispiel hierfür sind die VR bzw. VR II Objektive von Nikon. Mit der Weiterentwicklung der VR-Technologie wurden ältere Objektive überarbeitet und zu VR II umbenannt. Manche davon (z.B. Nikon 200-400 mm f/4) waren optisch immer noch identisch und unterschieden sich nur durch ihren Status als VR / VR II. Natürlich ist es sehr ärgerlich, wenn du nach jedem Update all deine Objektive nachkaufen musst!

#5 Störende Geräusche

Leider erzeugen einige Objektive mit Bildstabilisator bei dessen Verwendung ein unangenehmes, schrilles Geräusch. Das stört natürlich vor allem bei Videoaufnahmen, da es von der Kamera mit aufgezeichnet wird.

Bildstabilisator in der Kamera: Pro und Kontra

Auch hier zunächst in der Übersicht:

Positiv
  • Funktioniert mit allen Objektiven
  • Einmalige Investition
  • Kamera-Upgrade statt Upgrade aller Objektive
  • Objektive sind kleiner, leichter und preisgünstiger
  • Objektive sind weniger empfindlich
  • Keine Schwierigkeiten mit Bokeh
  • Geräuscharm
Negativ
  • Ungenauere Belichtungsmessung und Autofokus-Leistung bei schwächerem Licht
  • Verwendung mit Teleobjektiven schwierig
  • Stabilisierung durch den Sucher nicht sichtbar
  • Kameragehäuse teurer
  • Funktioniert nicht mit Filmkameras

Vorteile

#1 Funktioniert mit allen Objektiven

Das ist der größte Vorteil der Kamera-internen Stabilisierung. Du kannst sie in Kombination mit jedem Objektiv – auch älteren oder nicht markeneigenen Modellen – nutzen. Die einzige Voraussetzung ist die Fähigkeit des Objektivs, Brennweite und Fokusabstand an die Kamera zu übermitteln.

#2 Einmalige Investition

Statt ständig neue Objektive mit Bildstabilisator nachkaufen zu müssen, schaffst du dir einmalig eine Kamera mit dieser Funktion an. Schon hast du den Bildstabilisator auf allen Objektiven!

#3 Kamera-Upgrade statt Upgrade aller Objektive

Dasselbe gilt auch für Upgrades wegen einer Weiterentwicklung der Stabilisierungs-Technologie. Anstatt alle Objektive zu ersetzen, ersetzt du bei Bedarf einfach die Kamera.

#4 Objektive sind kleiner, leichter und preisgünstiger

Da die Objektive keine spezielle Konstruktion für die Stabilisierung enthalten, sind sie kleiner, leichter und günstiger zu produzieren.

#5 Objektive sind weniger empfindlich

Das Fehlen einer zusätzlichen Konstruktion verkleinert auch das Risiko für Schwachstellen.

#6 Keine Schwierigkeiten mit Bokeh
bildstabilisator bokeh
Mit einem Kamera-internen Bildstabilisator funktioniert der wunderschöne Bokeh-Effekt problemlos. (@Mark Kamalov, Unsplash)

Das einfallende Licht wird nicht abgelenkt, daher kommt der Bokeh-Effekt voll zur Geltung.

#7 Geräuscharm

Auch das störende Geräusch des Objektiv-Bildstabilisators fällt weg, somit hörst du nur das leise Surren des Autofokus-Motors. Vor allem bei Videoaufnahmen ohne externes Mikrofon ist das eine große Erleichterung.

Nachteile

#1 Ungenauere Belichtungsmessung und Autofokus-Leistung bei schwächerem Licht

Da das Bild vor dem Stabilisierungs-Vorgang auf den Sensor trifft, erhalten Belichtungsmessung und Autofokus-Sensoren ein wackeliges Bild. Dadurch kann ihre Leistung negativ beeinflusst werden. Das trifft vor allem bei schwächerem Licht zu.

#2 Verwendung mit Teleobjektiven schwierig

Je länger das Objektiv, desto mehr muss der Sensor eine Verwacklung ausgleichen. Wegen des geringen Platzes in der Kamera ist das für den Kamera-internen Bildstabilisator problematisch. In diesem speziellen Fall ergibt ein Stabilisator im Objektiv also bessere Ergebnisse.

Historische Argumente (nicht mehr aktuell!)

#1 Stabilisierung durch den Sucher nicht sichtbar

Wie oben erklärt ist dieser Punkt nur beim Vergleich von DSLR Kameras relevant, da die Stabilisierung durch einen elektronischen Sucher sichtbar ist.

#2 Kameragehäuse teurer

Auch dieses Argument haben wir bereits besprochen: Heutzutage sind die Kosten für den Einbau eines Bildstabilisators in die Kamera wesentlich geringer.

#3 Funktioniert nicht mit Filmkameras

Für die meisten Fotografen heutzutage bildet das kein Problem, da sie ohnehin mit Digitalkameras arbeiten.

Bildstabilisator im Objektiv vs. Kamera-intern: Ergebnis

bildstabilisator sport
Vor allem in der Fast-Action-Sportfotografie kann man auf einen Bildstabilisator nicht verzichten.

Nachdem wir nun alle Vor- und Nachteile der beiden Bildstabilisator-Varianten beleuchtet haben, lässt sich feststellen:

Man kann keine der beiden Möglichkeiten komplett mit der anderen ersetzen.

Der Kamera-interne Bildstabilisator hat eindeutig die meisten (aktuell relevanten) Vorteile, dabei allerdings auch einen gewaltigen Nachteil. Die schlechte Funktionsweise in Kombination mit Teleobjektiven kann man nicht ignorieren. Für die Bereiche der Fast-Action-Sport- und Wildlife-Fotografie ergeben Geräte mit elektronischem Sucher und Sony SLT Kameras einfach keine ausreichende Leistung. Solange diese Schwachstelle nicht durch Weiterentwicklung der Technologie korrigiert werden kann, werden Canon und Nikon in diesen Bereichen weiter die Marktführer bleiben.

Die Lösung

bildstabilisator canon tele
Teleobjektive mit Bildstabilisator wie dieses von Canon werden weiterhin benötigt. (@Canon)

Was also wäre nun die ideale Lösung? Wenn keine der beiden Varianten perfekt ist, bietet sich eine Kombination an. Das würde bedeuten: Es sollte weiterhin Teleobjektive mit eingebautem Bildstabilisator geben, für alle anderen Bereiche aber zusätzlich einen Kamera-internen Bildstabilisator. Wenn die Firmware der Kamera so programmiert wird, dass sie beim Erkennen eines Objektivs mit Bildstabilisator ihre eigene Stabilisierungsfunktion deaktiviert, könnten beide problemlos kombiniert werden. Eine andere Möglichkeit wäre eine manuelle Auswahl der Modi. Wenn allerdings beide Bildstabilisatoren gleichzeitig aktiv wären, würde das Ergebnis ziemlich chaotisch.

Eine weitere Herausforderung bei der Kombination bildet der Bildkreis des Objektivs. Der muss etwas größer sein, damit ein Kamera-interner Stabilisator funktionieren kann. Wahrscheinlich wären weder Canon noch Nikon besonders begeistert von der Idee, all ihre Objektive entsprechend zu überarbeiten.

Umsetzung

Warum ist diese Lösung bisher noch nicht umgesetzt worden? Das liegt vor allem an dem Unwillen von einigen Herstellern, einen Bildstabilisator in ihren Kameras zu verbauen. Diese Neuerung würde nämlich bedeuten, dass die Nachfrage nach Objektiven mit Bildstabilisator stark abfällt. Die Topmarken möchten natürlich nicht auf die hohen Profite verzichten, die ihre regelmäßig erneuerten Objektive einbringen.

Update von Canon: Kombination IBIS und IS

Mittlerweile hat sich Canon doch dem Theman angenommen. Die Canon EOS R6 und R5 kombinieren nun IBIS und IS. Damit gerät Sony in der Hinsicht wieder etwas ins Hintertreffen. Vor allem bei langen Brennweiten. Canon bietet die neue Funktionalität (IS) in Kombination mit IBIS aber nicht nur bei langen Teles, sondern auch bei Superweitwinkel-Objektiven an. Viele Vergleiche zwischen Sony und Canon müssen daher neu überdacht werden. Wir sind gespannt, ob und wie Nikon und Sony nachziehen werden.

Im Sortiment von Canon und Nikon gibt es außerdem einige Objektive, die dringend einen Bildstabilisator gebrauchen könnten, diesen aber nicht oder erst in ferner Zukunft erhalten. Diese Entscheidung liegt allein bei den Herstellern, die natürlich vor allem auf den größtmöglichen Umsatz bedacht sind. Den erzielen sie, indem sie die Objektive noch einige Male neu herausbringen, bevor sie endlich den Bildstabilisator hinzufügen. Einige Beispiele für solche Objektive sind:

  • 300 mm f/4 AF-S (Nikon)
  • 24-70 mm f/2.8G (Nikon)
  • 50 mm f/1.4G / f/1.8G (Nikon)
  • 85 mm f/1.4G / f/1.8G (Nikon)
  • 24-70 mm f/2.8L II (Canon)

Solange es also keine wirkliche Konkurrenz gibt, wird die Technologie kaum weiterentwickelt.

Praktische Lösung

Leider gibt es also momentan keine perfekte und realistische Lösung. Mein Praxistipp ist deshalb: Nutze den Kamera-internen Bildstabilisator. Vor allem bei der Arbeit mit kleineren Objektiven gibt es keinen vernünftigen Grund mehr, ein Objektiv mit Bildstabilisator zu verwenden. Einige von ihnen (z.B. das Nikon 1 10 mm f/2.8 Pancake) werden sowieso nie einen Stabilisator enthalten. Außerdem sollte deine spiegellose Kamera möglichst kompakt und leicht sein, was mit einem IS-Objektiv nicht gut möglich ist.

Fazit

Noch einmal kurz zusammengefasst die wichtigsten Punkte in der Debatte über den Bildstabilisator:

  1. Vor der Erfindung des elektronischen Suchers war der Bildstabilisator im Objektiv leistungsfähiger.
  2. Heutzutage gibt es nur noch ein großes Argument gegen den Kamera-internen Bildstabilisator: Seine schlechte Funktionalität in Kombination mit Teleobjektiven.
  3. Eine ideale Lösung, die jedoch im Moment nicht möglich ist, wäre eine Kombination von beiden Stabilisatoren, die je nach Situation eingesetzt werden können.
  4. Die praktischste Lösung zu diesem Zeitpunkt ist der Kamera-interne Bildstabilisator, da seine Vorteile eindeutig überwiegen.

Konnten dir diese Informationen weiterhelfen? Was ist deine Meinung zur Debatte? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!

pixolum Autor und Fotograf Sophia
Über den Autor

Sophia ist Künstlerin, Schreiberin und Lehrerin. Sie liebt nichts mehr als Kreativität und die Schönheit der Einfachheit. So geht sie die Dinge auch etwas langsamer an. Ihr entgeht dadurch aber auch nichts (wirklich nichts) – weder eine fotografische Szene, noch irgendeine Bewegung im Team entzieht sich ihrem Blick.

7 Gedanken und Fragen

  1. René

    Ich denke, eine Kombination aus kamerainternem- und Objektivstabilisator wäre die ideale Lösung. Denkbar wäre hier auch eine Synchronisation beider Systeme.
    Für große und schwere Objektive bevorzuge ich heute noch die Objektivstabilisierung, da sie optomal auf das Objektiv angepasst ist. Bei kleineren Kameras, z. B. MFT, ist ein eingebauter Stabilisator aber die bessere Lösung.

    Antworten
    1. pixolum

      Hallo René

      Eine Synchronisation wäre natürlich optimal. Denke aber zwischen verschiedenen Kamera-Systeme / Objektivherstellern wird das nie funktionieren. Dazu müsste man sich auf einen gemeinsamen Standard einigen. Das scheint aber definitiv nicht im Sinne der Hersteller zu sein. Wir haben ja nicht umsonst so viele verschiedene Bajonett-Anschlüsse 🙂

      LG
      Patrick

      Antworten
  2. Bernhard Mikolajetz

    Bernhard
    Wie verhält sich denn das bei Panasonic ( mft ) ? Da wird ja der Dualstabi extra hervorgehoben .

    Danke und Gruß

    Antworten
    1. Michael Hoffmann

      Hallo,
      nutze die Panasonic Lumix G91 unter anderem mit dem 100-300mm Telezoom (auf KB gerechnet 200-600mm!) Bei guten Licht mit Dual Stabi aus der Hand. 🙂
      Wundere mich, warum der Artikel nicht drauf eingeht, aber über Lumix Kameras liest man hier eh wenig bis nichts.
      Gruß
      Michael

      Antworten
  3. Stephan W.

    Hallo Sophia, erst einmal herzlichen Dank für Deinen Artikel.
    Ich bin hin- und hergerissen. Möchte mir eine Systemkamera kaufen und meine analoge Canon-Spiegelreflex in Rente schicken.

    Um überhaupt wieder reinzukommen wollte ich erst einmal mit ner Einsteigerkamera anfangen.

    Entweder also eine Sony @6400, ohne Stabilisator oder eine @6600 mit Stabilisiator
    oder eine FujiiFilm X T 30 bzw. X T 3. Ursprünglich wollte ich mal gucken, ob ich meine Analogobjektive von der Canon weiternutze, aber von den Tests her konnte keine Canon in der Preiskategorie mit den o.g. mithalten. Ich möchte schlichtweg ein „super“ Bild und eine gute 4k-Auflösung bei Videos.

    Kann man denn prinzipiell die Stabilisatoren in den Systemkameras deaktiveren – also manuell, wenn es schon keine Automatik gibt?

    Antworten
  4. manni

    Habt Ihr die R5 mit RF Objektiven übersehen?
    Die bietet doch genau die angesprochene Kombination aus Body- / Objektivstabilisierung.
    Der Artikel wurde laut Anzeige im Jänner 2021 aktualisiert – da war das doch schon bekannt, oder?

    Antworten
    1. pixolum

      Da hast du natürlich recht Manni – den Teil ganz unten hatte ich irgendwie verpasst. Ist nun aber ergänzt mit einer Update-Box! Herzlichen Dank für den Hinweis – Liebe Grüsse, Pat

      Antworten

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